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Alle Artikel kategorisiert unter »Wittener Tage für neue Kammermusik«

Welt, Weh- und Wohllaute

26.04.23 (Rainer Nonnenmann) -
Musik und Realität sind füreinander durchlässig und keine strikt geschiedenen Sphären. Das war schon bei Beet­hoven, Mahler und Nono so und ist es heute noch. Allerdings machen Schall­isolation, Bestuhlung, Bühne, Werkzentriertheit, Aufführungspraxis, traditionelles Repertoire und Rezeptionsverhalten den Konzertsaal zu einem gegen die Außenwelt weithin abgeschirmten Ort. Doch Musik hat diese bürgerliche Kammer zugleich immer wieder geöffnet und transformiert, so auch bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik. Seit 1990 unter künstlerischer Leitung von WDR-Redakteur Harry Vogt wanderte das Festival regelmäßig hinaus in Stadt, Natur, Parks und Industriehallen und ließ umgekehrt Welt und Alltag in Musik und Konzertsaal eindringen. Der letzte von Vogt programmlich verantwortete und bereits von seinem Nachfolger Patrick Hahn praktisch umgesetzte Jahrgang spielte zwar fast ausschließlich im Wittener Saalbau mit vielen langjährigen Dauergästen des Festivals, bot dafür aber umso mehr Stücke mit für Umwelteinflüsse permeablen Werkgrenzen.

Konzert- und Radiofestival

05.04.23 (Rainer Nonnenmann) -
Die Wittener Tage für neue Kammermusik werden seit 1969 gemeinsam von der Stadt Witten und dem Westdeutschen Rundfunk veranstaltet. Seit 1990 leitete sie Harry Vogt als Redakteur für neue Musik des WDR Köln. Nach 32 Jahren ist er jetzt in Pension gegangen. Das Programm des diesjährigen Festivals verdankt sich noch seinen Vorplanungen. Deren praktische Durchführung vom 21. bis 23. April obliegt nun dem Nachfolger Patrick Hahn. Sollte dieser die Wittener Tage ebenso sagenhaft lange gestalten wie sein Vorgänger, so gäbe es den nächsten Wechsel in der Leitung erst wieder 2054. Doch während niemand weiß, was die Zukunft bringt, sind manche Herausforderungen der Gegenwart umso gewisser, vor allem bei einigen logistisch und technisch besonders anspruchsvollen Formaten der diesjährigen Wittener Tage.

Hinterlassenschaften

22.02.23 (Rainer Nonnenmann) -
Jeder Wechsel einer künstlerischen Leitung macht neugierig, ob und was bei einem Festival anders wird, vor allem, wenn es zehn, zwanzig oder gar dreißig Jahre lang von ein und derselben Person kuratiert wurde. Wie wird es nun weitergehen? Gibt es neue Ideen, Fragestellungen, Zielsetzungen, Kooperationen? Präsentiert man andere Komponistinnen, Interpreten, Dirigentinnen? Sucht man unkonventionelle Produktionsweisen, Präsentationsformen, Konzertformate? Geht man auf junges, neues, anderes Publikum zu? Programmiert man globale Perspektiven, installative, theatrale, mediale, partizipative Arbeiten?

Patrick Hahn wird neuer WDR-3-Redakteur für zeitgenössische Musik

12.09.22 (PM - WDR) -
Auf den langjährigen WDR-3-Redakteur Harry Vogt wird ab 1. Oktober 2022 Patrick Hahn folgen. Zu den Aufgaben von Patrick Hahn wird die künstlerische Leitung der „Wittener Tage für neue Kammermusik“ gehören sowie die Gestaltung und Weiterentwicklung der renommierten Uraufführungsreihe „Musik der Zeit“.

Vor 50 Jahren – nmz 1972/07

15.07.22 (Hanspeter Krellmann) -
Witten und seine Tage für neue Kammermusik sind weiter auf dem Weg nach vorn. Erstmals hatte ihr künstlerischer Leiter Dr. Wilfried Brennecke fünf Konzerte für ein Wochenende angesetzt. Alle waren jedesmal von über dreihundert Personen besucht. Dieser äußere, vor vier Jahren nach gar nicht voraussehbare Erfolg entspringt vielleicht sogar der Konsequenz, mit der hier Programme gemacht werden. […]

Einen Ort kreieren, der ohne Worte auskommt

31.05.22 (Georg Beck) -
Witten, Anfang Mai – Das Unbehagen in der Kultur rückt uns als Gefühl jetzt wieder ganz nah auf den Pelz. Auch in Witten war das so, wenngleich dort doch alles dafür getan wurde, dass wir es nicht spüren, jedenfalls nicht allzu sehr. Eigentlich, so hörte man rechts und links, sei Witten doch „wie immer“.

Erinnern und Vergessen

28.04.22 (Rainer Nonnenmann) -
Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten. Manches entsteht, anderes vergeht, Wenig Bewahrtes überdauert namenlos Vergangenes, Verlorenes, Verschollenes. Was wir erinnern, ist umgeben von Vergessen. Was haben wir gestern gegessen? Welches Konzert haben wir letzte Woche besucht? Welches Haus stand neulich noch an der Stelle, wo man jetzt das neue baut? Wie lautete letztes Jahr das Motto des Kölner Festivals Acht Brücken? Hm?! Dieses Jahr widmet sich das Musikfest dem Thema „Musik Amnesie Gedächtnis“.

Musik und Kunst in sozialer Distanz

12.06.21 (Anna Schürmer) -
Dies ist kein klassischer Festivalbericht der Wittener Tage für Neue Kammermusik 2021. Vielmehr fahndet der Text nach Diskursen, welche „Witten21“ aufspannt zwischen „Musik und Medien“: So heißt der Lehrstuhl, den Golo Föllmer (gf) mit Anna Schürmer (as) und zwei weiteren Mitarbeitern seit kurzem an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg interdisziplinär zwischen Musik- und Medienwissenschaft etabliert. Im Dialog über „Witten21“ treten Motive zum Zusammenspiel von technischer Innovation und künstlerischen Strategien in Zeiten sozialer Distanzierung zutage (#1), gefolgt von konzeptionellen Überlegungen zu zwei Hauptwerken des Festivaljahrgangs 2021: „Vertigo / Infinite Screen“ von Brice Pauset und dem Künstlerduo Arotin & Serghei verschmilzt „Sound & Vision“ zu einem hybriden Gesamtkunstwerk (#2) während Mauro Lanzas Streichquartett-Zyklus „Aether is a haunted place“ nostalgische Referenzen aus gespenstischen Dimensionen sendet. (#3).

Muss selbst den Weg mir weisen

Folgt man Luis Buñuel, dem Liebhaber von Wagner, von de Sade, von Heringen in Öl, von Klöstern, Bars, Alkohol, Tabak und dergleichen Rauschdrogen mehr – folgt man diesem genialen Neuschöpfer, Wiederbeginner, habe sein und Dalís surrealistischer Skandalfilm „Un chien andalou“ gleich zwei Mal zu Fehlgeburten geführt. Kann man glauben, muss man nicht glauben. Was aber klar ist: Es gehörte Mut dazu, Traumbilder in Filmbilder übersetzen zu wollen. Buñuel träumte: eine Wolke durchschneidet den Mond, eine Rasierklinge ein Auge. Ameisen krabbeln über meine Hand! ergänzte Dalí. Das war neu – im Jahr 1929.

Vom Versuch, unsichere Räume zu bewohnen

16.06.20 (Dirk Wieschollek) -
Während in Pandemie-Zeiten allerorten das Virus jegliche Veranstaltungsaktivitäten in die Knie zwingt, präsentierte sich Witten 2020 als gallisches Dorf in der Lockdown-geplagten Fes­tivallandschaft – und fand statt. Wobei „stattfinden“ in diesen Tagen natürlich ein dehnbarer Begriff ist. Dass die Verantwortlichen alles daran setzten, die verbliebenen Möglichkeiten bis an die Grenzen des technisch und ästhetisch Sinnvollen auszuloten, darf man Harry Vogt und dem WDR-Team jedoch hoch anrechnen.
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