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Thielemann verbietet sich Überlegungen über Job in Dresden

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Frankfurt/Main - Der Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker, Christian Thielemann, weist Spekulationen über sein Interesse an der Chefdirigentenstelle bei der Sächsischen Staatskapelle in Dresden zurück. «Man darf sich nie selbst ins Spiel bringen, das müssen andere tun», sagte Thielemann der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Montagausgabe).

«Ich verbiete mir jetzt solche Überlegungen. Ich gehe hin, mache so gut wie möglich Musik und denke an alles andere nur ganz wenig.» Thielemann springt derzeit bei der Sächsischen Staatskapelle für den erkrankten Fabio Luisi ein.

Der Münchner Stadtrat hatte am 22. Juli fast einstimmig beschlossen, Thielemanns Vertrag nicht über die Saison 2010/2011 hinaus zu verlängern. Kernpunkt des Streits war, das Letztentscheidungsrecht über die künstlerische Gestaltung von Programmen, die nicht von Thielemann selbst geleitet werden, auf Intendant Paul Müller zu übertragen. Diesen Wunsch des Orchesters wollte Thielemann nicht akzeptieren.

In der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» sagte Thielemann weiter, «über einen Aspekt ist noch gar nicht viel gesprochen worden, aber er erscheint mir inzwischen als der springende Punkt». Der neue Vertragsentwurf gebe der Stadt das Recht, wenn die Gewerbesteuer in München auf eine bestimmte Weise absinke, vom Jahr 2013 an den Etat des Orchesters zu beschneiden. Dies bedeute, dass jemand auf ihn zukommen und sagen könnte: «Sie bekommen jetzt eine halbe Million Euro weniger, und wir streichen das Orchester auf fünf Stellen zusammen.» Einen solchen Punkt unterschreibe er auf gar keinen Fall.

35 Komponisten, Interpreten und Intendanten hatten zuvor eine Petition unterschrieben, in der sie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) bitten, die Verhandlungen mit Thielemann über eine Verlängerung seines Vertrags wieder aufzunehmen. Zu den Unterzeichnern gehören Daniel Barenboim, Pierre Boulez, Alfred Brendel, Dietrich Fischer-Dieskau, Jürgen Flimm, Placido Domingo und Eva Wagner-Pasquier. In der Petition, welche die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» abdruckte, heißt es, es dürfe nicht sein, dass sich die Münchner Philharmoniker und «einer der führenden Dirigenten unserer Zeit» nach weltweiten Erfolgen nun «aufgrund eines in künstlerischer Hinsicht hochproblematischen neuen Vertragsbestandteils trennen sollen».
 

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