Innerhalb nur weniger Tage starben im Juni zwei Popikonen der Sixties: Sly Stone & Brian Wilson. Während Sly Stone zu den Funkpionieren gehörte und mit Hymnen wie „Everyday People“ sowohl Michael Jackson als auch Prince beeinflusste, war Brian Wilson der „Kopf“ der erfolgreichsten amerikanischen Popgruppe der sechziger Jahre, die The Beatles entscheidendend inspirierte. Ohne „Pet Sounds“ hätte es nie das „Sgt. Pepper“-Album gegeben.
Soundtrack des endlosen Sommers
Anfangs paraphrasierten die Beach Boys mit Songs wie „Surfin’ U.S.A.“ vor allem Chuck-Berry-Hymnen, aber bald entdeckte Brian Wilson das Studio für sich und produzierte kleine Popsinfonien. Während Leonard Bernstein schnell in ihm das musikalische Genie entdeckte, sahen seine Brüder in ihm eher den pummeligen „Idioten der Familie“ (wie Flaubert das nannte). Zu lange bastelte er im Studio an seinen Songs rum. So entstanden aus unzähligen Takes Meisterwerke wie „Good Vibrations“ (mit dem berühmten heulenden Theremin!), aber auch Alben-„Ruinen“ wie das unveröffentliche „Smile“-Projekt. Das Herzstück seines Schaffens ist natürlich „Pet Sounds“, der definitive psychedelische Soundtrack der Sixties und ein Album für die Ewigkeit. Hört man die instrumentale Version der Platte, bekommt man eine Ahnung davon, was damals Mitte der sechziger Jahre im Studio abgelaufen ist. Brian Wilson lieferte die Song- und Sound-Ideen und sein Tonkörper (die legendäre „Wrecking Crew“) setzte um, was er da in seinem inneren Ohr gehört hatte. Musiker wie der Schlagzeuger Hal Blaine oder die Bassistin Carol Kaye zeigten sich noch Jahrzehnte später begeistert von seinem Genie. Die Vokalharmonien der Four Freshmen hatte er „transzendiert“ und mit nie vorher gehörten „Sounds“ (die er schriftlich für die Band notiert hatte) orchestriert. Das waren seine „Pet Sounds“, die immer zwischen himmelhochjauzend und zu Tode betrübt hin- und herschwankten. Seine Songs handelten einerseits von „Fun, Fun, Fun“ und andererseits von Isolation & Insomnia im „endless summer“. Anfang der 70er war die Beach-Boys-Magie vorbei, aber in den späten 80ern erfand sich Brian Wilson neu als Solokünstler („Love & Mercy“). Brian Wilson starb am 11. Juni in Beverly Hills, kurz vor seinem 83. Geburtstag, an den Spätfolgen von COVID-19, wie Al Jardine vermutet.
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