Neuigkeiten aus Bayreuth? Diesmal nichts aus dem Hause Wagner; aber ein Bericht über einen höchst qualitätsvollen Kammermusikabend im großen Orgelsaal der Hochschule für Evangelische Kirchenmusik, veranstaltet vom Tonkünstlerverband Bayreuth. Einige Bonbons seien herausgegriffen. Da wäre die Werkauswahl zu nennen mit Kompositionen von Sigfrid Karg-Elert, Erwin Schulhoff oder Sophia Gubaidulina.
Karg-Elert schlägt mit seiner „Suite pointillistique“ die Brücke zur Malerei eines Monet oder Signac. Schulhoff bewegt sich überaus sicher im Bereich des Jazz mit seinen „Cinque Études de Jazz pour piano“, bedenkt man deren Entstehungszeit im Zweiten Weltkrieg. Sophia Gubaidulina bedient sich einer außergewöhnlichen Spieltechnik beim letzten Satz der „Ten Preludes for Solo Cello“. Hier werden Töne durch Klopfen mit der Fingerkuppe auf die Saiten und das Griffbrett erzeugt, ein Effekt, der dem Clavichordspiel ähnlich ist. Als weiteres Bonbon des Abends müssen die vorzüglichen Instrumentalisten genannt werden. Anja Weinberger (Flöte) verhalf dem progressivsten Werk des Abends, der Rhapsodie für Flöte, Cello und Klavier von Helmut Bieler, zu einem nachhaltigen Erfolg. Der Cellist Christoph Heinlein zeigte sich nicht nur als absolut intonationssicherer Instrumentalist. Seine gescheiten Erläuterungen zum Programm halfen dem Publikum, einen Zugang zu den jeweiligen Werken zu finden. Marina Palmer erwies sich als sichere Partnerin am Klavier. Sowohl Franz Liszts „Consolation Nr. 4“ in der Bearbeitung von Wolfram Graf für Flöte und Klavier, wie auch Bohuslav Martinus musikantisch sprühendes Trio ließen ihre hohen pianistischen Qualitäten erkennen. Das dritte Bonbon war in der Programmfolge verpackt. Von Liszts „Consolation Nr. 4“ zur Eröffnung des Konzerts bis zum abschließenden Trio von Martinu ist der musikhistorische Weg nicht einmal so weit. Aber die Haltepunkte entlang der „Strecke“ waren geschickt gewählt. Dazu gehörten auch „Drei Stücke für Violoncello und Klavier“ von Alexander Zemlinski, virtuos vorgetragen von Christoph Heinlein auf dem Cello und Marina Palmer am Klavier, deren Initiative auch das Zustandekommen des kurzweiligen Konzertabends zu danken war.