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Unübersehbar #12 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 17.7. bis zum 23.7.2020
Unübersehbar #12 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 17.7. bis zum 23.7.2020
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Unübersehbar #12 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 17.7. bis zum 23.7.2020

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Es tut sich weiterhin einiges auf den Webseiten und Social-Media-Kanälen coronagebeutelter Kulturanbieter. Die zwölfte Folge unserer sommerlichen Streaming-Empfehlungen kreist um Opernstars, Tanzgrößen, barocke Meisterwerke, irritierte Städte und Menschen ohne Inhalt. Füllen Sie auf!


Ab 18. Juli


Met Stars Live in Concert: Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch
Samstag, 18. Juli, 19:00 Uhr, erhältlich bis 30 Juli 2020 (Online-Ticket: $20)
Video-Stream (kostenpflichtig)

Ab sofort bereichert die Metropolitan Opera New York ihre digitale Präsenz während der Pandemie-bedingten Schließzeit um eine Gala-Reihe mit gefälligen Programmen angesagter Stars an exklusiven Orten Zu Gehör melden sich in der zwölfteiligen Reihe „Met Stars Live in Concert“ ohne physisches Publikum zum Beispiel Renée Fleming aus dem Dumbarton Oaks Museum in Washington, D.C. (1. August), Anna Netrebko aus dem Wiener Palais Liechtenstein (10. Oktober) oder Diana Damrau mit Joseph Calleja aus einem Schloss auf Malta (24. Oktober).
Mit Folge 1 begibt sich die MET in direkte Konkurrenz zu den Formaten „Unter unserem Himmel“, „Zwischen Spessart und Karwendel“ und „Weihnachten in der Wies“ des BR-Fernsehens: Da schiebt Jonas Kaufmann vor Auftritten in konzertanten „Aida“-Aufführungen in Neapel noch ein buntes Arien-Programm mit seinem langjährigen Lied-Begleiter Helmut Deutsch ein. Französisches und Veristisches von Meyerbeer bis Puccinis „Nessun dorma“ kommen aus dem Bibliothekssaal des früheren Augustiner-Chorherrenstift Polling. Neben einer visuellen Hommage an die frühbarocke Pracht des Konzertortes im oberbayerischen Voralpenland kündigt die MET Zuspielungen von Kaufmanns „größten Bühnenmomenten“ an. Die Perfektionierung des neuen Klassik-Hybridgenres, eines televisuell-digitalen Mix von Konzert und Promotion, gewinnt also ordentlich an Tempo. Fast kommt etwas Wehmut auf bei der Erinnerung an ein Konzert in der Pfarrkirche Schleching, bei dem Kaufmann mit Deutsch Lied-Programme erprobte. Ohne Kameras, aber dafür mit begeistertem Publikum in greifbarer Nähe. Der Online-Kartenvorverkauf für „Met Stars Live in Concert“ hat begonnen.
[Roland H. Dippel]

Barock@home – Ein Podcast der Internationalen Bachakademie Stuttgart
Video- oder Audio-Streams auf der Homepage der Bachakademie, deren Social-Media-Kanälen sowie auf Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Bachtrack und vielen weiteren Plattformen

Am Samstag, den 18. Juli, startet die Stuttgarter Bachakademie mit „Barock@home“ ein neues, gehaltvolles Online-Angebot mit einem Gespräch zu Händels „Messiah“. Anhand vieler ausführlicher Hörbeispiele aus der kürzlich erschienenen (nebenbei: höchst gelungenen) Einspielung mit der Gaechinger Cantorey entfaltet Akademieleiter Hans-Christoph Rademann im Dialog mit Chefdramaturg Henning Bey den ganzen Kosmos dieses Opus Magnum. Dank einer Länge von über 80 Minuten und einer sinnvollen Beschränkung auf ausgewählte Nummern kann das Gespräch immer wieder ins Detail gehen. Dass dabei das große Ganze im Blick bleibt, dafür sorgt die offenbar bestens vorbereitete Gesprächsstruktur, bei der die Partner sich immer wieder sinnvoll ergänzen. Wie formuliert es Rademann in Bezug auf den interpretatorischen Bogen so schön: „Wie beim Streaming-Balken, wenn man ein Video anguckt, muss man wissen, wo man gerade ist.“ Schade ist einzig, dass bei den Hörbeispielen immer nur eine Seite des Autographs zu sehen ist und keine durchlaufende Partitur – ein Manko, dass für die natürlich genau so gut funktionierende Audio-Version des Podcasts nicht ins Gewicht fällt.
Weitere Folgen zu Heinrich Schütz‘ „Kleinen geistliche Konzerten“, zu Madrigalen von Claudio Monteverdi und zu Chorälen Johann Sebastian Bachs erscheinen am 8. August, 29. August und 19. September.
[Juan Martin Koch]


Ab 19. Juli


Burgtheater Wien: „Mensch ohne Inhalt“
#2 „Der Engel der Kunst“, ab 19. Juli 2020, 18:00 Uhr
Video-Streams auf der Webseite des Burgtheaters

„Der Engel der Kunst“ ist bereits die zweite Folge von „Mensch ohne Inhalt“ des Schweizer Schauspielers und festen Ensemblemitglieds des Wiener Burgtheaters Roland Koch. Die Leser*in möge verzeihen, dass sie erst in dieser Woche davon erfährt; die erste Folge „Engel der Geschichte“ ist glücklicherweise weiterhin online unter dem oben genannten Link.
Der Philospoh Giorgio Agamben (*1942) nahm 1966 und 1968 an Seminaren Martin Heideggers in Le Thor teil, in denen es um Heraklit und Hegel ging. 1970 erschien seine davon ausgehende Auseinandersetzung mit moderner Ästhetik als „L’uomo senza contenuto“ – „Mensch ohne Inhalt“. 2012 erschien diese erste Schrift Agambens auf Deutsch. Die Moderne wird als Epoche der Kunst wahrgenommen, die sich selbst zerstört, wodurch die Künstler*in zum „Mensch ohne Inhalt“ wird. Platon, Kant und Hegel treffen auf Künstler*innen und Autor*innen der Moderne.
Jeden Sonntag erscheint um 18:00 Uhr eine weitere Folge dieser jeweils zirka dreiminütigen, mit Musik unterlegten Video-Lesungen.
[Juana Zimmermann]

 


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Musikfest ION 2020: SLIXS
Vom 27.6. bis 5.7. fand das Musikfest ION in Nürnberg Corona-bedingt erstmals ganz ohne Publikum statt. nmzMedia streamte jeden Abend live. Nur zum Abschlusskonzert der Vocalband SLIXS im Katharinenhof des Germanischen Nationalmuseums war Publikum in gebotenem Abstand zugelassen. Sehen Sie nun den Mitschnitt bei nmzMedia!

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21. bis 26. Juli


Die irritierte Stadt – Ein Fest der Künste
https://www.irritiertestadt.de

„Die irritierte Stadt“ heißt Stuttgarts neues „Fest der Künste“, das den früheren „Sommer in Stuttgart“ ablösen wird und den Faktor des Interdisziplinären noch stärker als bisher in den Stadtraum tragen soll, oft mit direkter Partizipationsmöglichkeit des Publikums. Das Motto des integrierten Symposiums kann für die Programmatik des gesamten Festivals namhaft gemacht werden: „Shape your city, share your city.“ Sozial und politisch heftig irritiert ist die Landeshauptstadt ja schon seit Wochen, ob sie es denn auch künstlerisch sein wird, muss sich (latent vermessen, dass ein Festival im Titel gleich die intendierte Wirkungsweise proklamiert?) im Zusammenwirken von Musik, Theater, Tanz, Performance, Installation und Diskurs zwischen dem 21. und 26. Juli noch erweisen.
Insbesondere die freie Tanz- und Theaterszene wird im neuen Format unter der künstlerischen Leitung von Christine Fischer (Musik der Jahrhunderte) und Martina Grohmann (Theater Rampe) gestärkt, aber auch ambitioniertere musikalische Aktivitäten finden statt: Schöpfungsmythen aus Europa und Afrika reflektieren Marc Sinan (Komposition) und Cathy Noël (Choreografie/Performance) in der Produktion „Am Anfang“ (22. Juli), das die Neuen Vocalsolisten mit dem Djiguiya Orchestra aus Mali zusammenbringt; Spannung verspricht ebenfalls Martin Smolkas Kafka-Adaption „Vor dem Gesetz“ für „sprechende Musiker mit Nebeninstrumenten“ unter der Regie von Jiří Adámek (26. Juli). Mindestens zwei größere Projekte werden nach jetzigem Stand der Dinge auch live gesendet: in „Chameleon Home“ verwandeln Kieron Jina und Mathias Becker Privatwohnungen in performative Räume aus Tanz, Theater und abstrakter Kunst (23./24./25. Juli); im Live-Stream aus dem Theaterhaus und Stuttgarts Straßen lassen sich die Aktivitäten von Gob Squad verfolgen, die in „Show Me a Good Time“ als zeitreisende Forscher utopische und dystopische Potentiale einer stillstehenden Gegenwart erforschen (25. Juli; 20:00-24:00 Uhr).  
„Ein Festival riskiert sich“, lautet ein schöner Satz im Programmheft. Die programmatische Gesamtlage bleibt also dynamisch, deshalb am besten zeitnah die Website auf Änderungen, aktuelle Verlinkungen und potentielle Stream-Angebote der einzelnen Veranstaltungen checken.
[Dirk Wieschollek]


Bis auf weiteres verfügbar


Opera Vlaanderen – Kurzchoreografien von Sidi Larbi Cherkaoui
Video-Streams auf der Homepage des Theaters

Die Flämische Oper hat per Definition zwei Standorte – das Operhaus in Antwerpen und jenes in Gent. Alte Bürgerpracht wurde hier besonders in den letzten Jahrzehnten zum Raum für ambitioniertes Musiktheater. Die Institution ist ein Stagione-Betrieb, der seit vielen Jahren in der Riege der hochinteressanten Häuser mitspielt. Auch dort gab es in der Coronazeit Chancen, sich noch einmal an spektakuläre Produktionen zu erinnern. Es gibt aber auch einen kreativen eigenen Beitrag. Der Tänzer und Choreograph Sidi Larbi Cherkaoui gehört seit 2015 als flämischer Ballettchef zum personellen Kern, der immer wieder für die überregionale, ja internationale Strahlkraft der Zweistädteoper sorgt. Vor zwei Jahren etwa machte er zusammen mit Marina Abramović aus Claude Debussys Meisterwerk „Pelléas et Mélisande“ ein Gesamtkunstwerk der besonderen Art.
Jetzt hat er seinen bereits fünften Video-Kurzfilm auf der Homepage der Oper veröffentlicht. Die maßgeschneiderte Kulisse für dieses kleine, aber feine Schmuckstück mit der Sopranistin Annelies Van Gramberen und der Tänzerin Nicha Rodboon und dem Tänzer Philipe Lens ist diesmal die Kathedrale der Stadt. Conal Bembridge-Sayers sorgt an der Orgel für die Klänge des „Pie Jesu“ aus Gabriel Faurés Requiem. 2017 hatte Cherkaoui das gesamte Requiem choreografiert. In der Videoserie, die unter  #imaginationisalive zu sehen ist, hat der Choreograf im Opernhaus auch das Tanzsolo „Murmuration“ beigesteuert. Der Blick in den jüngsten Beitrag lohnt – und in alle andern auch. Sie sind allesamt ein Statement der Selbstbehauptung der Kunst in schwierigen Zeiten.
[Joachim Lange]

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