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Unübersehbar #13 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 24.7. bis zum 31.7.2020
Unübersehbar #13 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 24.7. bis zum 31.7.2020
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Unübersehbar #13 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 24.7. bis zum 30.7.2020

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Kochen mit Lars Petter Hagen, Partizipieren mit Münchener Künstler*innen, Tanzen mit Berliner DJs und -Janes, Singen mit Goethe, Wähnen und Wollen mit Wagner… Die 13. Ausgabe unserer Streaming-Tipps hat‘s wieder in sich. Viel Vergnügen!


Ab 25. Juli


Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik: „Die Fettecke – Cooking With Artists“
Samstag, 25. Juli 2020, 19:00 Uhr (via Facebook)
Voraufgezeichnete Premiere und im Archiv über die Website

Verschoben ins nächste Jahr sind die Ferienkurse. Für Nahrung in Darm-Stadt wird gleichwohl gesorgt. Drei Mal kocht der Komponist Lars Petter Hagen Gerichte der großen Kochmeister und Künstler John Cage und Joseph Beuys nach. Am 25. Juli gibt es vielleicht Fettflecken von Joseph Beuys, nämlich sein „Drakeplatz Stew“ – nach der „Makrobiotischen Pilz Paté“ von Cage in Ausgabe 1. Das ist alles in einer erstaunlich gut geputzten Küche produziert und mit meisterlichen Schnitten sowohl am Arbeitsplatz wie bei der Kameraarbeit rekomponiert. Alles garantiert ohne Musik oder Meisterköch*in-Hintergrundgedöns.
[Martin Hufner]

Neuburger Kammeroper: „Theatralische Abenteuer“ (Goethe/Vulpius – Mozart/Cimarosa)
Freitag, 24. Juli, 19:30, Beginn 20:00 Uhr (10 Euro)
Infos auf der Homepage des Theaters, Tickets hier

Seit 1969 bringt die Neuburger Kammeroper jeden Sommer Musiktheater-Raritäten des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts in eigener deutscher Übersetzung zur Aufführung, darunter oft zwei Einakter an einem Abend. Das Ehepaar Horst und Annette Vladar praktiziert mit dem Dirigenten Alois Rottenaicher eine langfristige Ensemble-Kultur. Neben den Gesangssolisten und dem künstlerischen Leitungsteam wirken begeisterte Amateure – Orchester, Chor, Technik, Verwaltung – mit. Unter den Trouvaillen aus Italien, Frankreich und dem deutschen Sprachraum fanden sich in den letzten Jahren zum Beispiel „Der Bäbu“ von Heinrich Marschner, „Der Kalif von Bagdad“ von Manuel García, „Der Fächer“ von Pietro Raimondi und „Die verkehrte Welt“ von Antonio Salieri. Ohne den Lockdown hätte man im Sommer 2020 die Belcanto-Oper „Chi dura vince“ („Eine Rosskur“, 1824) von Luigi Ricci erleben können. Als sich doch noch die Möglichkeit einer Produktion mit Hygienekonzept ergab, erklärte sich das unter Vertrag genommene Ensemble sofort zur Einstudierung eines Werks ohne Chor bereit.
Was in ganz Europa in heiteren Opern Furore machte, sollte es auf der Weimarer Hofbühne nach 1790 auch geben: Ein Stück über Theater auf dem Theater, über Dramatiker und Drama Queens jeden Geschlechts, über leere Kassen und ausstehende Honorarzahlungen. Goethe und Vulpius nahmen sich die Musik aus Mozarts „Schauspieldirektor“ und Cimarosa „Der Impresario in Schwierigkeiten“. Eine Mixtur aus italienischer Buffa, Singspiel, Farce und nur ganz wenig Weimarer Gedankentiefe. Der erste Livestream der Neuburger Kammeroper.
[Roland H. Dippel]

Bayreuther Festspiele

Der kulturellen Sommerplanung fehlt in diesem Jahr ihr fränkisches Zentrum. Ganz gleich, ob man nun Richard Wagners Musik mag oder nicht. Der Grüne Hügel in Bayreuth mit dem Festspielhaus ist normalerweise jenes Bergmassiv neben dem alle anderen Sommer-Festspiele wie Hügel oder Hügelchen wirken. Doch in diesem Jahr ruft der Berg nicht.
Nun gibt es am Ort, der die Exklusivität in der Vergangenheit für sich gepachtet zu haben schien, seit Katharina Wagner dort das Zepter übernommen hat, eine ganze Reihe von Versuchen der Öffnung – bis hin zum public viewing und zu Kinoübertragungen von Produktionen. Jetzt, da ein neuer Ring mit Jungregisseur Valentin Schwarz vorgesehen war, hätte es eigentlich auf der Hand gelegen, als digitalen Ersatz Frank Castorfs Ring-Version zugänglich zu machen. Diesen viel diskutierten Ring gibt es aber „nur“ akustisch im Hörfunk auf BR-KLASSIK vom 25. bis 28. Juli täglich um 18.05 Uhr exklusiv in der bisher unveröffentlichten Aufnahme aus dem Jahr 2015 mit Kirill Petrenko am Pult.
Immerhin bietet 3sat am Samstag,den 25. Juli, also dem traditionellen Eröffnungstag der Festspiele, um 20.15 Uhr „Das Rheingold“ (Kupfer/Barenboim) und um 23.00 Uhr eine Dokumentation über den eigentlich vorgesehenen Live-Wotan Günther Groissböck mit dem doppelsinnigen Titel „Wotan muss warten“. Der Ring des von Wolfgang Wagner einst besonders geschätzten Künstler-Gespanns Harry Kupfer und Daniel Barenboim gibt es dann in der Mediathek auch im Ganzen, ab 25.7. „Das Rheingold“, ab 26.7. „Die Walküre“, ab 27.7. „Siegfried“ und ab 28.7. „Götterdämmerung“. Alles in der Mediathek von 3sat, auf br-klassik.de und im Webauftritt der Bayreuther Festspiele.
Der vor Castorf spektakulärsten Ring von Patrice Chéreau und Pierre Boulez („Jahrhundertring“) ist allerdings als Streaming-Angebot bei BR-KLASSIK Concert am 7. August ab 20.15 Uhr in der großen „Ring-Nacht“ im Free-TV zu sehen.
Am 25. Juli wird es um 16.00 Uhr quasi bei Richard Wagner daheim, ein kleines aber feines Konzert geben. Im Haus Wahnfried werden Camilla Nylund, Klaus Florian Vogt und Jobst Schneiderat unter Leitung von Christian Thielemann am Wahnfried-Flügel des ersten Hausherrn Ausschnitte aus „Die Meistersinger von Nürnberg“, das „Siegfried-Idyll“ und die „Wesendonck-Lieder“ aufführen. Das Konzert wird auf BR KLASSIK und zudem vor Ort auf Videowänden als Public Viewing für bis zu 400 Personen nach außen übertragen. Wenigstens das.
[Joachim Lange]


26. Juli


„United We Stream“: Konzert- und DJ-Session im Neuen Museum
Sonntag, 26. Juli 2020, 14:00-19:00 Uhr
https://unitedwestream.berlin/

„United We Stream“ ist ein von Kulturschaffenden initiiertes Live-Streaming-Angebot mit dem Ziel, die von der Covid19-Pandemie besonders gebeutelte Club- und Konzertszene zu unterstützen. So haben das Ägyptische Museum und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und das Berliner Label DUAT Records die Musiker*innen und DJs Amin Fallaha, Minco, Lisa Morgenstern, Acid Pauli, Lyra von Rose und VALENTIN eingeladen, das Neue Museum zu bespielen.
Neben den musikalischen Programmpunkten wird man ausgewählte Räume und besondere Objekte des Neuen Museums sehen. Es wird mit einem virtuellen Museumsrundgang versucht, eine Symbiose aus Konzert- und Museumsbesuch zu erschaffen.
Den Anfang macht die Pianistin, Sängerin und Komponistin Lisa Morgenstern, die erst just ihr Album „Chameleon“ veröffentlichte, mit einem Set im Kolonnadenhof der Museumsinsel. Darauf folgt die in Südkorea geborene, lange in Kanada und seit einem Jahr in Berlin wohnende Sängerin und Pianistin Lyra von Rose, die in ihren Songs bevorzugt auf klassische Instrumentierung zurückgreift. Amin Fallaha ist Berliner DJ und Mitbegründer von DUAT Records. Von Kindesbeinen an interessiert Fallaha sich für altägyptische Mythologie. Sein zwischen Techno und Folklore pendelndes DJ-Set findet im Ägyptischen Hof des Neuen Museums statt.
Im zentralen Raum des Neuen Museums, der Treppenhalle, spielt die in Berlin lebende Musikerin und ausgebildete Tänzerin Minco ein eklektisches Set. Ebenso wie Minco wird Hanna Valentin – 1990 in Heidelberg geboren, als VALENTIN bekannte Musikerin und Malerin – die Treppenhalle bespielen. Martin Gretschmann aka Acid Pauli spielte in den 1990er-Jahren als Bassist in diversen Independent-Bands, gleichzeitig fing er an, sich für elektronischen Musik zu interessieren. Sein Auftritt findet zwischen den Herrscherstatuen des Pharao-Raums statt.
[Juana Zimmermann]


Ab 27. Juli


Münchener Biennale: „Ach! Fast eine Funkoper“
Live am 24. Juli
Hörspielfassung ab 27. Juli auf der Festival-Homepage

Die Aktivitäten der Münchener Musiktheater-Biennale finden in diesem Jahr coronabedingt über das Jahr verteilt an vielen unterschiedlichen Orten statt, oft in modifizierten Formaten der ursprünglichen Konzeptionen. Am 24. Juli gibt es – ganz live und real – die Premiere von „Ach! Fast eine Funkoper!“ (18:00 und 20:30 Uhr im Münchener „Happening Place“ namens Utopia), die dann ab dem 27. Juli als „Hörspielfassung“ auf der Website der Münchener Biennale dauerhaft online geschaltet wird.
„Ach!“ ist ein Partizipationsprojekt mit Workshop-Teilnehmer*innen der Münchener Volkshochschule unter der künstlerisch-musikalischen Leitung von Cathy Milliken, Robyn Schulkowsky und Dietmar Wiesner, das unmittelbar an die Erfahrungswelt seiner Besucher andocken möchte: „Was passiert, wenn Orte nur noch in unserer Vorstellung existieren, weil sie nie mehr so sein werden wie sie einst waren? Wie und wo kann man in der Zukunft (über)leben? Ist es möglich mittels Kunst utopische, imaginäre, mysteriöse Orte, Räume und Identitäten zu schaffen, die vielfältige Visionen und Perspektiven für die Zukunft bieten?“ Dies waren die virulentesten Fragen, die mit den Teilnehmer*innen spartenübergreifend auf die Bedeutung ganz persönlicher Erinnerungsorte und Aktionsfelder hin abgeklopft wurden, um ein Materialreservoir aus Text, Musik, Bild und Szene zu generieren.
Kathrin Röggla (Text) und Doris Dziersk (visuelle Dramaturgie) haben das in eine theatralische Form gebracht. Zu sehen und zu hören sind Jessica Aszodi (Sopran), Rike Huy (Trompete), Steffen Ahrens (E-Gitarre), Nikola Kerkez (Akkordeon), Mathias Lachenmayr (Schlagzeug), Simon Brusis (Schauspieler) und Performer*innen der Münchner Volkshochschule.
[Dirk Wieschollek]

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