Just an dem Tag, an dem Kulturminister Mathias Brodkorb der Negativpreis „Musik-Gordi“ auf der Frankfurter Musikmesse verliehen wurde, veröffentlicht das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schwerin, dass die Nachwuchsförderung in Mecklenburg-Vorpommern eine Finanzspritze erhalten soll. Fast unglaublich, dass Brodkorb den gordischen Knoten postwendend zu lockern versucht...
Mit 100.000 Euro im Jahr will die Landesregierung in Schwerin besonders talentierte Nachwuchskünstler im Land fördern. Das Geld soll für Stipendien oder zur Finanzierung von Festivals und Talente-Camps dienen. «Die Idee ist, begabte junge Künstler aus allen Genres zu fördern», sagte Kulturminister Mathias Brodkorb (SPD) am Mittwoch in Schwerin. Dazu zählten Musik, Bildende Kunst, Theater, Tanz, Film und Literatur.
Mit Organisation und Umsetzung sei die Stiftung Mecklenburg betraut worden, die eng mit den kulturellen Landesverbänden zusammenarbeite. Unter anderem die Suche nach einem geeigneten Träger habe dazu geführt, dass die schon 2013 beschlossene Talentförderung nun mit einjähriger Verzögerung starte. Die Finanzierung für 2015 und 2016 sei sichergestellt und solle auch darüber hinaus Bestand haben: «Das werde ich in den Etatverhandlungen mit einbringen», sagte Brodkorb.
So sollen Sieger beim Bundeswettbewerb «Jugend musiziert» aus Mecklenburg-Vorpommern ein Stipendium von jeweils 1000 Euro erhalten. Damit könne beispielsweise der Unterricht an der Musikschule für eine bestimmte Zeit bezahlt werden. Für Sieger im Landesrockfestival gebe es 6000 Euro als Zuschuss für Konzerttourneen oder für die Produktion von Musikvideos. «Die Talentsuche müssen wir in dem Bereich nicht extra fördern. Das läuft schon gut über die Musikschulen, die mit vier Millionen Euro im Jahr unterstützt werden», betonte Brodkorb.
Anders sehe es etwa im Bereich Bildende Kunst aus. Neben einem Talentecamp für junge Maler im Künstlerhaus Schloss Plüschow (Nordwestmecklenburg) werde es im jährlichen Wechsel in Schwerin und Rostock Ausstellungen mit Werken junger Künstler geben. Herausragende Talente erhielten ein Meisterstipendium.
Zum Poetenseminar im Gerhart-Hauptmann-Haus auf Hiddensee werden Schriftsteller im Alter bis zu 35 Jahren eingeladen. Das erste Treffen soll es Mitte Juni auf der Insel geben. «Dort hatte ein Literatur-Nobelpreisträger sein Domizil. Diese besondere Aura, der Genius loci, soll den Gedankenaustausch zwischen jungen Autoren und etablierten Schriftstellern beflügeln», sagte Brodkorb.
Kritik kam von der Linken. «Einerseits werden durch drastischen Personalabbau an den Bühnen und den Orchestern jungen Schauspielern und Musikern berufliche Zukunftschancen zerstört. Andererseits wird ein Nachwuchskünstlerförderwerk aus der Taufe gehoben», stellte der kulturpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Torsten Koplin fest. Er verwies zudem darauf, dass im Doppelhaushalt 2014/15 insgesamt 200 000 Euro für die kulturelle Projektförderung gestrichen worden seien. Förderung müsse sich durch Kontinuität, Solidität und Stimmigkeit auszeichnen, sagte Koplin und forderte ein «kulturpolitisches Gesamtkonzept» für das Land.