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Musikmarkt macht 4,7 Prozent Minus - Neue Erlösquellen sollen sich verdoppeln

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Berlin - Die deutsche Musikindustrie ist 2008 wieder tiefer ins Minus gerutscht. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Musikprodukten seien im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2007 um 4,7 Prozent auf 1,575 Milliarden Euro gesunken, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie, Stefan Michalk, am Donnerstag in Berlin.

2007 war der Umsatz um 3,2 Prozent zurückgegangen, 2006 um 2,4 Prozent und 2005 um 0,3 Prozent. Zugleich stieg nach kontinuierlichen Rückgängen in den Vorjahren die Zahl der illegalen Downloads wieder an: Laut «Brennerstudie» der GfK wurden 2008 rund 316 Millionen Songs illegal heruntergeladen (2007: 312 Millionen).

Trotz schlechter Zahlen bemühte sich der Verband um Schadensbegrenzung: Der Musikmarkt in Deutschland habe sich besser als die Branche weltweit entwickelt, wo es in fast allen Ländern mit Ausnahme von Japan zweistellige Umsatzrückgänge gegeben habe, sagte Michalk. Die Strategie der deutschen Firmen, trotz des Ausbaus der digitalen Angebote auch das klassische CD-Geschäft weiter zu verfolgen, habe sich als richtig erwiesen. Den Angaben zufolge ist Deutschland nach den USA, Japan und Großbritannien der viertgrößte Musikmarkt der Welt.

Der Verkauf von CD-Alben ging nach Angaben von Michalk 2008 um 3,5 Millionen Stück auf 145,1 Millionen zurück. Rückläufig war vor allem das Geschäft mit Musikvideos und Klingeltönen: Mit 4,1 Millionen Klingeltönen wurden 2008 weniger als die Hälfte der Klingeltöne aus dem Vorjahr (8,3 Millionen) verkauft. Die Umsätze mit Musikdownloads stiegen dagegen erneut um 34 Prozent.

Trotzdem seien die sogenannten physischen Tonträger weiter «das Rückgrat der deutschen Musikindustrie», sagte Michalk. 81 Prozent des Umsatzes entfielen auf CD-Alben, 8 Prozent auf Musikvideos, 7 Prozent auf digitale Angebote, 2 Prozent auf CD-Singles und je 1 Prozent auf die analogen Formate LP und Musikkassetten. Auch wenn die LP ein Nischenprodukt ist, gab es bei den schwarzen Scheiben ein dickes Plus: Der Absatz stieg von 700 000 verkauften LPs in 2007 auf 900 000 Exemplare in 2008.

Eine Umfrage unter den großen Plattenfirmen ergab ferner, dass sich der Anteil neuer Erlösquellen am Umsatz der Musikindustrie in den kommenden fünf Jahren mindestens verdoppeln soll und zwar von derzeit 5 bis 10 Prozent auf 15 bis 20 Prozent. Das größte Potenzial wird Einnahmen aus Lizenvergaben an Internetplattformen wie YouTube oder MySpace eingeräumt. Zudem sollen Kooperationen mit Hard- und Softwareherstellern ausgebaut werden. Auch das Konzert- und Ticketgeschäft gewinnt weiter an Bedeutung. «Labels werden immer mehr zu Music-Entertainment-Companies und machen sich so unabhängiger vom klassischen Musikverkauf», sagte Michalk.

Beim Urheberrecht ist die Musikbranche unterdessen nach wie vor unzufrieden mit der Gesetzeslage. «Wo digital ist, ist umsonst nicht weit. Auf dieser Basis lassen sich keine Geschäfte machen», sagte der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Dieter Gorny. Die Branche fordert von der Bundesregierung daher eine «nachhaltige Strategie zum Schutz geistigen Eigentums in der digitalen Welt». Länder wie Frankreich, England oder Irland probierten bereits neue Wege bei der Bekämpfung von Internetpiraterie aus.