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Semperoper mit Uraufführung einer Kinderoper. Foto: Lieberwirth
30.1.22: Aktuelle Corona-Meldungen aus der Kulturszene. Foto: Lieberwirth
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30.1.22: Aktuelle Corona-Meldungen aus der Kulturszene

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Sächsische Musiktheater starten mit Abstrichen bei Oper-Programmen in Restsaison +++ Alternative Konzertplanung 2022 in Brandenburgs Kulturbetrieben +++ Konzertjahr 2022 - Bands und Promoter zwischen Hoffen und Bangen +++ Stuttgarter Ballett sagt Vorstellungen wegen Corona-Fällen ab +++ Theater Erfurt kämpft mit Corona-Folgen

Sächsische Musiktheater starten mit Abstrichen bei Oper-Programmen in Restsaison

Nach einer Corona-Pause haben die Theater in Sachsen Mitte Januar den Spielbetrieb wieder aufgenommen. Doch wegen der wochenlangen Schließung lassen sich vor allem die Spielpläne im Opernprogramm nicht wie geplant zu Ende bringen.

Dresden (dpa/sn) - Die Spielpläne der Musiktheater in Sachsen sind von der Corona-Pause gehörig durcheinandergebracht worden. Mit veränderten und zum Teil gekürzten Opern-Programmen soll die Saison zu Ende gespielt werden, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Die Orchesterkonzerte sollen meist wie ursprünglich geplant über die Bühne gehen. Die Tickets waren in den ersten Tagen zumeist stark nachgefragt. Die Preise bleiben zunächst unverändert.

Die Semperoper in Dresden spielt nach einem Ersatzspielplan. «Die Wiederaufnahme der Wagner-Oper «Tannhäuser» musste ersatzlos gestrichen werden», sagte Opern-Sprecher Oliver Bernau. An der Neuproduktion von «Aida» von Giuseppe Verdi in der Inszenierung von Katharina Thalbach im März werde jedoch festgehalten. Beim Verkauf der Tickets sei alles fast wie immer, sagte Bernau. Allerdings sei im höherpreisigen Segment noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren.

Bei den Konzerten der Sächsischen Staatskapelle Dresden bleibt es laut Orchestersprecherin Felicitas Böhme beim aktuellen Spielplan - immer abhängig von der Infektionslage.

Auch bei der Dresdner Philharmonie soll die Konzertsaison noch wie geplant weitergehen, wie die Philharmonie-Sprecherin Claudia Woldt sagte. «Wir gehen derzeit davon aus, dass wegen der Pandemie nichts gestrichen werden muss.» Lediglich der Einsatz der Chöre sei ungewiss. Anfang Mai soll die Eröffnung des neuen Kulturpalastes vor fünf Jahren gefeiert werden - der Philharmonie-Spielstätte. «Zugelassen sind derzeit maximal 500 Zuhörer pro Konzert. Wir hoffen natürlich, dass wir wieder mehr Gäste empfangen können», sagte Woldt. Im Sommer will die Philharmonie während der alljährlichen «Filmnächte am Elbufer» ein großes Open-Air-Konzert geben.

Der Generalintendanten Christoph Dittrich von den Städtischen Theatern Chemnitz beobachtet mit Sorge die Ausbreitung der Omikron-Welle und fürchtet damit verbunden mögliche Absagen. «Wir hoffen, kontinuierlich weiter spielen zu können», sagte er. Aber es werde versucht, Ersatzvarianten bereitzuhalten. Die Premieren der Operette «Die lustige Witwe» von Franz Lehár, der Oper «Carmen» von Georges Bizet, der Kinderoper «Brundibár» von Hans Krása seien in die nächste Spielzeit verlegt worden. Ein für Februar geplantes neues Tanzstück von Sebastian Kloborg werde es wohl erst im Juni geben.

«Wir haben Anfang des Jahres unseren fünften Spielplanentwurf fertiggestellt», sagte Pressedramaturg Christoph Nieder vom Mittelsächsischen Theater in Freiberg. Ab März gebe es fünf Premieren. Daneben laufe das «normale Konzertprogramm» mit Sinfonie- Kammer- und Sommerkonzerten der Mittelsächsischen Philharmonie wieder an.

Der Schließzeit seien Neuproduktionen und Wiederaufnahmen zum Opfer gefallen, nicht alle ausgefallenen Konzertprogramme könnten nachgeholt werden, sagte Nieder. «Francis Poulencs Operneinakter «Die Menschliche Stimme»  und Donizettis «Don Pasquale» und auch bestimmte Konzertprogramme möchten wir unbedingt verwirklichen.» Ziemlich sicher sei Lehárs Operette «Der Graf von Luxemburg» als Open-Air-Sommerproduktion auf der Seebühne Kriebstein.

«Wir haben gelernt, sehr viel kurzfristiger und flexibler zu denken, insbesondere im Musiktheater», sagte Jasmin Schröter vom Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau. Vor allem beim Musiktheater seien «ziemlich spontan» zusätzliche Produktionen im Freien geplant worden. «Außerdem haben wir nun viel mehr kleine Formate in der Hinterhand, die wir bei Bedarf schnell auf die Bühne bringen können.» Die Resonanz nach Wiedereröffnung der Häuser Mitte Januar sei «sehr enthusiastisch» gewesen.

«Wir planen im Moment, die Saison weitestgehend so zu spielen wie geplant», sagte Schröter. Insgesamt bleibe die Spielzeit zu etwa 70 Prozent erhalten. Das Musiktheater sei aufgrund der großen Anzahl an Mitwirkenden stärker betroffen ist als das Schauspiel oder der Tanz.

Das Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge ist mit der Premiere von «Hänsel und Gretel» von Engelbert Humperdinck in die Restsaison gestartet. Die Premiere für das Broadwaymusical «Liebesbrief nach Ladenschluss» wird laut Intendant Moritz Gogg von Febraur auf April verschoben und die deutsche Erstaufführung von «Das Bildnis des Dorian Gray» mit Musik von L'ubica Cekovská wird erst in der neuen Spielzeit auf die Bühne kommen. «Ich hoffe, dass nun alles etwas zur Ruhe kommt», sagte Gogg.

 

Alternative Konzertplanung 2022 in Brandenburgs Kulturbetrieben

Christian Bark, dpa

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Kulturbetrieben fällt die Konzertplanung für dieses Jahr wegen der geltenden und möglicher weiterer Corona-Einschränkungen schwer. «Eine große Schwierigkeit ist die Planungsunsicherheit», sagt Barbara Zollner, Sprecherin der Musikkulturgesellschaft Rheinsberg (Landkreis Ostprignitz-Ruppin), der unter anderem die Musikakademie und die Kammeroper Schloss Rheinsberg angehören. Das betrifft laut Sprecherin die Reisebestimmungen für Künstler ebenso wie Bestuhlungspläne und andere Aspekte von Hygienekonzepten.

«In Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern wie Hochschulen stellt sich die Problematik, dass unter sich verändernden Regeln frühere Verabredungen nicht mehr eingehalten werden können», sagt Zollner und verweist darauf, dass Opernproduktionen lange Vorläufe haben. «Wir reagieren so flexibel wie nötig und möglich», so die Sprecherin. Das sei oft aufwendig. Wegen Abstandsregeln und Raumluft würden beispielsweise mehr und größere Räume benötigt.

Mit weiteren Beschränkungen als bisher rechnet der Geschäftsführer der Kammerakademie Potsdam, Alexander Hollensteiner, derzeit nicht. «Es ist erwiesen, dass klassische Konzerte aufgrund der hohen Auflagen zu den sichersten Orten überhaupt gehören», sagt er. Um das derzeit ohnehin sehr vorsichtige Publikum nicht noch weiter zu verunsichern, seien verlässliche, kontinuierliche Regelungen und eine vertrauensvolle Kommunikation absolut essenziell. Die Kammerakademie feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Höhepunkt der Jubiläums-Saison sei eine musikalische Festwoche vom 27. März bis 3. April, die hoffentlich wie geplant stattfinden könne.

Im Potsdamer Nikolaisaal - wo im vergangenen Jahr Konzerte per Zoom zu erleben waren - müssen für den Besuch eine vollständige Impfung oder eine überwundene Erkrankung nachgewiesen werden. Einige Veranstaltungen wurden auch bereits verlegt oder müssen ersatzlos ausfallen, heißt es auf der Internetseite.

Bei Konzerten im Großen Haus des Staatstheaters Cottbus werden derzeit nur bis zu 70 Prozent der Plätze besetzt, wie eine Theatersprecherin sagt. Die Saison sei bis Jahresmitte durchgeplant, darunter mit vier philharmonischen Konzerten sowie mehreren Kammer- und Stummfilmkonzerten. «Sollten die geplanten Livekonzerte nicht möglich sein, können wir auf positive Erfahrungen aus dem vergangenen Lockdown zurückgreifen», sagt die Sprecherin. Via Livestream, im Radio und im Fernsehen habe sich das Philharmonische Orchester den Raum für Musik zurückerobert. Auch unter freiem Himmel habe es Konzerte in kleiner Besetzung in Cottbus gegeben.

Zahlreiche digitale Angebote hatte auch die Kammerakademie Potsdam konzipiert. Dazu gehörten laut Alexander Hollensteiner etwa interaktive Zoom-Konzerte, eine Virtual-Reality-Produktion samt 360-Grad-Leinwand-Installation und mehrere Video-Serien für Kinder. Im Rahmen einer Förderung des Kulturministeriums arbeite die Akademie an einer Digital-Strategie.

Die Rheinsberger Kammeroper hatte zuletzt eine Aufzeichnung der Oper «Hänsel und Gretel» kostenlos auf einer Onlinevideoplattform angeboten. «Im Bereich der Musikakademie haben wir unser digitales Angebot massiv ausgeweitet», sagt Barbara Zollner. Insbesondere was berufliche Fortbildungen, Vernetzungs- und Verbandsveranstaltungen betreffe.

«Digitale Kanäle kommen für uns nicht in Frage», sagt hingegen der Leiter des Kultur- und Festspielhauses in Wittenberge (Landkreis Prignitz), Uwe Neumann. Allein schon, weil das Haus keine eigenes Ensemble habe. 2021 habe der städtische Kulturbetrieb aber ein einmaliges digitales Format mit einigen DJs gestartet, die in Eigenverantwortung unterschiedlich Locations bespielt hätten. Ansonsten gebe es Überlegungen, in kleinere Formate mit regionalen Künstlern auszuweichen. Aktuell würden auch in Wittenberge zahlreiche Konzerttourneen verschoben, oft schon auf 2023.

 

Konzertjahr 2022 - Bands und Promoter zwischen Hoffen und Bangen

Seit Beginn der Corona-Pandemie kämpft die Musikbranche ums Überleben. Und auch 2022 beginnt mit vielen Unsicherheiten. Mit entsprechend gemischten Gefühlen schaut der Berliner Konzertbetrieb auf das neue Jahr.

Berlin (dpa) - Zwei Jahre lang mussten Bands und Musiker viele Konzerte sausen lassen - und auch das neue Jahr beginnt mit großer Ungewissheit. Nun bangen und hoffen sie auf ein baldiges Wiedersehen mit den Fans. So auch die Berliner Rockgruppe Kadavar: «Ich freue mich darauf, wieder eine normale Tour spielen zu dürfen. Mir fehlt das Reisen mit der Band und die Ausgelassenheit, die man auf einer Show geben und mitnehmen kann», sagt Schlagzeuger Christoph Bartelt der Deutschen Presse-Agentur. Zugleich fürchte er sich davor, dass es ewig so weitergeht. «Wenn ich mir vorstelle, dass es jemanden aus meinem Umfeld schwer erwischen würde, macht mir das am meisten Angst.»

Im ersten Pandemie-Jahr waren Konzerte so gut wie kaum möglich. Und wenn, nur in ungewohnten Settings: Größen wie Heino, Nena und Karat spielten vor Fans, die im Auto oder auf Picknick-Decken saßen. Im vergangenen Sommer öffneten die Konzerträume nach mehreren Pilotprojekten langsam wieder ihre Türen. Konzerte in Innenräumen waren wieder möglich - wenn auch nur mit Impf- oder Genesenen-Nachweis. Mit Beginn der vierten Welle im Herbst 2021 wurden wieder viele Konzert-Touren verschoben. Als Grund wurden auch die uneinheitlichen Regeln in den Bundesländern genannt. Bands und Veranstalter warten nun auf den Frühling und das Abfallen der Infektionszahlen.

Jens Oberthür, einer der drei Geschäftsführer der Berliner Booking-Agentur Powerline, betont die große Unsicherheit, die auch im neuen Konzertjahr nicht verschwunden ist. Die Agentur hat viele Independent-Künstler unter Vertrag. Mit Beginn der Pandemie sei der Markt um 80 Prozent eingebrochen, was bis heute Bestand habe. Erfolgreiche Hygienekonzepte hätten im Sommer 2021 zwar für Optimismus gesorgt. Doch wegen der neuen Omikron-Variante sei nun wieder völlig unklar, ob und wann Konzerte wieder regulär möglich sein werden. Auch erwarte er für dieses Jahr eine immense Konzertdichte und entsprechende Konkurrenzsituation, da neben den aus 2020 und 2021 teils mehrfach verlegten Tourneen und Konzerten neue dazukommen würden.

 

Stuttgarter Ballett sagt Vorstellungen wegen Corona-Fällen ab

Stuttgart (dpa/lsw) - Wegen zweier Corona-Fälle im Ensemble hat das Stuttgarter Ballett kurzfristig Veranstaltungen abgesagt. Die Vorstellungen von Kenneth MacMillans Ballett «Mayerling» würden am Samstag und am Sonntag ausfallen, wie eine Sprecherin am Samstag mitteilte. Zum Schutz aller Tänzerinnen und Tänzer, der Musiker sowie aller Mitarbeiter hinter der Bühne «müssen wir diese drei Vorstellungen schweren Herzens absagen», betonte Ballettintendant Tamas Detrich. Das engmaschige Testprogramm habe zwei Positivfälle in der Ballettkompanie ergeben. Bereits gekaufte Karten würden zurückgenommen.

 

Theater Erfurt kämpft mit Corona-Folgen

Erfurt (dpa/th) - Kurzfristige Umbesetzungen und weniger Zuschauer: Thüringens Theater stellen die steigenden Infektionszahlen vor erneute Herausforderungen. So musste das Theater Erfurt bei seinem Neustart nach sechswöchiger Schließung bei der Premiere der Oper «Hoffmanns Erzählungen» von Jacques Offenbach am Samstagabend in mehrfacher Hinsicht improvisieren.

Am Dirigentenpult stand coronabedingt nicht Yannis Pouspourikas, sondern Stefano Cascioli, der nach Angaben von Intendant Guy Montavon sehr kurzfristig einspringen musste. Die Partie der Muse wurde für Florence Losseau von Alexandra Kadurina übernommen. «Es gibt ein bisschen Durcheinander, aber wir sind spielfähig», sagte Montavon. Mit Verweis auf die Schließung des Theaters seit dem 18. Dezember sagte der Intendant zum Publikum, «wie schön es ist, Sie hier zu sehen».

Nach Angaben einer Sprecherin fielen während der Schließung - einer Entscheidung des Pandemiestabs der Stadt Erfurt - etwa 50 Vorstellungen aus. Zudem musste die Uraufführung der Oper «Julie et Mao» auf die Spielzeit 2023/2024 verschoben werden.

Mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs werden nur 40 Prozent der Plätze in Erfurt vergeben. Das Premierenpublikum bei «Hoffmanns Erzählungen» musste die 2G-Plus-Regeln einhalten - Zutritt haben auch bei den nächsten Aufführungen nur Geimpfte und Genesene, die zusätzlich einen negativen Test vorlegen müssen. Die Testpflicht entfalle für Besucher, die geboostert seien, oder Geimpfte und Genesene, deren Immunisierung erst drei Monate zurückliegt, so die Sprecherin.

Die Sänger der Oper «Hoffmanns Erzählungen» mit Brett Sprague in der Titelrolle bekamen viel Applaus vom Premierenpublikum. Die Inszenierung von Balázs Kovalik, die das Verhältnis von Kunst und Macht im 20. Jahrhundert thematisiert, stieß auf geteilte Meinungen beim Publikum.

 

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