Martin Hufners Fotos von verschiedenen Noten ziehen sich wie ein roter Faden durch diese Ausgabe – als Variationen des Logos der Verwertungsgesellschaft GEMA. Sie begleiten elf (!) Artikel zur Reform der GEMA-Kulturförderung, darunter ein Interview mit der GEMA zu ihrem Zahlenwerk. Und jetzt fest die nmz schütteln, dann fällt ihnen, neben Magazinen des Mozartfests Würzburg und des Netzwerks Junge Ohren, auch ein EXTRABLATT entgegen, das schreierisch titelt: „Sensation! GEMA ist gegen ihre eigene Reform!“
Abkassiert
Was ist da los? Ganz einfach: Die GEMA will sich reformieren, um dem internationalen Druck nachzugeben. Die Verteilungssumme von über einer Milliarde Euro pro Jahr (Geschäftsbericht der GEMA 2024) verdankt die deutsche Urheberrechtsgesellschaft ihrem Inkasso. Nationale wie internationale Rechteinhaber wollen natürlich adäquate Verteilungsausschüttungen zurückhaben. Da stört ein Faktor enorm: der Kulturauftrag der GEMA. Um diesen zu erfüllen, werden pro Jahr zehn Prozent vom Inkasso Live-Bereich, Sendung, Vervielfältigung und ein Prozent aus den Erträgen Online für soziale und kulturelle Zwecke einbehalten, wovon nur 30 Prozent in das sogenannte Wertungsverfahren E fließen (14,055 Millionen Euro für 2024), und damit also nicht einmal 2 Prozent der Gesamtausschüttungen der GEMA überhaupt!
Das Wertungsverfahren war und ist der Garant fürs Geschäftsmodell „E-Musik-Komponist:in“. Diese bisher in Stein gemeißelte Förderung soll durch die Reform abgeschafft und das Wertungsverfahren durch ein Fördermodell Kunstmusik Konzerte (KUK) ersetzt werden, das dem Wandel der Musikkultur gerecht werden soll. Ästhetisch ist die Trennung von Ernster und Unterhaltender oder auch Leichter Musik tatsächlich schon lang obsolet.
Mitte Mai stimmen die GEMA-Mitglieder über den Antrag 22a ab. In dieser nmz können Sie sich über die Argumente der Reform-Gegner aber auch der Befürworter informieren. Die zur Abstimmung Berechtigten, egal ob E oder U, mögen bedenken, wie tief der Einschnitt wäre, wenn Antrag 22a in seiner jetzigen Form durchgewinkt werden würde. Nach über 100 Jahren würde die GEMA ein Fördermodell einstellen, das in seiner Verbindung von genauer Abrechnung mit kultureller Förderung weltweit beispielhaft ist. Besser wäre es, an Stelle von 22a für den Antrag 22b zu stimmen, der auch eine Reform will, aber mit vorherigem Moratorium, das allen Beteiligten noch einmal die dringend nötige Gelegenheit zur Beratung gäbe, bis ein Konsens der Interessengruppen gefunden ist.
- Share by mail
Share on