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Zur nmz 12/2023-01/2024
Vorspann / Teaser

E oder U – Betrifft: nmz 12/23-1/24, S. 6 +++ Rassismus – Betrifft: nmz 12/23-1/24, S. 1 +++ Das Ohne-Gendern Lesegefühl – Betrifft: nmz 12/23-1/24, S. 8, S. 9 und S. 11 +++ Übers Ziel hinausgeschossen – Betrifft: nmz 12/23-1/24, Hochschulmagazin, S. 1 

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E oder U – Betrifft: nmz 12/23-1/24, S. 6

Der Schlusssatz im obigen Artikel von Stefan Pieper zeugt leider von einiger Unkenntnis der Materie und sollte richtiggestellt werden: „Die GEMA hingegen stuft seine Aktivitäten immer noch als „Unterhaltungsmusik“ ein. Das hat deutlich ungünstigere finanzielle Auswirkungen für den Komponisten, der aktuell mit seiner Familie in Norddeutschland lebt. Behauptet werde hier, die Oud sei kein „ernstes“ Instrument, und wenn in Shaul Bus­tans Stücken auch mal improvisiert wird, kann auch das wohl keine „E-Musik“ sein.“

Tatsache ist, dass eine Einstufung eines Komponisten in die U-Musik nicht automatisch ungünstigere finanzielle Auswirkungen hat. Viel mehr kommt es auf die Einstufung des entsprechenden Werkes an. 

Stefan Conradi, Edition Peters und Mitglied diverser GEMA-Ausschüsse

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Rassismus – Betrifft: nmz 12/23-1/24, S. 1

Sie schreiben in Ihrem Artikel der nmz „Rassismus fängt schon in der Übezelle an“, dass es wohl noch eine Weile dauern würde, „bis eine Person of Colour den ‚Wotan‘ spielen kann, ohne dass das Publikum darin eine Inszenierungsabsicht liest“. Bei der grandiosen Ring-Inszenierung von Götz Friedrich an der Deutschen Oper Berlin sangen Robert Hale und Simon Estes, der bekanntlich eine PoC ist, in den 80er Jahren alternierend den Wotan, ohne dass irgendjemand eine Inszenierungsabsicht hätte vermuten können.. Eigentlich war das überhaupt nichts Besonderes und wurde in Berlin damals auch nicht als solches wahrgenommen ... Damals sang auch Michèle Crider an der DOB die Butterfly und auch das war selbstverständlich. (...)  Ich schätze, das Publikum ist hier viel freier im Denken, als es die öffentliche Diskussion glauben macht …

Prof. Manuel Lange, HfM Detmold

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Das Ohne-Gendern Lesegefühl – Betrifft: nmz 12/23-1/24, S. 8, S. 9 und S. 11

Zunächst zum Artikel „Die amerikanische Opernrenaissance“ von Philipp Lojak, S. 8: Der Artikel las sich wunderbar angenehm, warm, glatt; ein merkwürdiges Gefühl für eine Zeitungslektüre. Ich konnte mir das zunächst nicht erklären. Ich las ihn noch einmal. Ja, der Inhalt hatte mich gefesselt, spannend und informativ. Woher aber dieses Lesegefühl? Dann fiel es mir auf: kein einziges gegendertes Wort. Dabei hätte es genügend Gelegenheiten gegeben, gleich im ersten Satz: „… auf Opern von lebenden Komponisten.“ Oder: „die Gesichtszüge der Sänger“. Der Zusammenhang macht völlig klar, dass hier jeder und jede (Singende) gemeint sind. Und jeder Leser (Lesende?) weiß das auch. Aber es liest sich eben wunderbar … (s.o.). Dabei kann der Autor (der Artikelverfassende?) durchaus das Geschlecht richtig benennen, wenn er von Helene Prejean als Seelsorgerin schreibt (nicht als Seelsorgende!), weil sie an dieser Stelle allein als weibliche Person genannt wird.

Ich weiß, dass in Zeitungen die Autoren in der Regel freie Hand haben, ob sie gendern oder nicht. Ich möchte an dieser Stelle eine Lanze brechen für die Schönheit und die Flüssigkeit einer Sprache, die nicht von künstlichen „Verbesserungen“ verunstaltet und dadurch holprig wird. Und ich meine hier nicht nur Sternchen und Unterstriche, sondern auch substantivierte Partizipien (ich habe einige Kostproben geliefert), die vorhandene Substantive ersetzen sollen: z.B. Teilnehmende statt Teilnehmer. Das Partizip kann als Attribut verwendet werden, z.B. die teilnehmenden Musiker, aber als Ersatz für Teilnehmer ist es schlicht falsches Deutsch, auch wenn es noch so oft verwendet wird. Die Mischsprache, die dabei entstehen kann, findet der Leser auf der nächsten Seite (9): Neuer Wettbewerb. Die Überschrift erwähnt nur Streicher, weiter im Text dann Streicherinnen und Streicher, später: bei den Schulleiter*innen. Traurig schlechtes, falsches Deutsch.

Und als Lateinlehrerin fielen mir fast die Augen aus dem Kopf, als ich auf Seite 11 groß in der Überschrift lesen musste: Audate audire – Trau dich zuzuhören. Druckfehler? Der Titel „Trau dich zuzuhören“ hätte ausgereicht ohne den Anspruch, auf Lateinisch etwas formulieren zu wollen, was inhaltlich gar nicht aufgenommen wird: Den Bezug zur Antike oder zum Latein habe ich jedenfalls nicht gefunden. Vielleicht sollte der lateinische Spruch „Sapere aude!“ zitiert werden. Das dreifache „au“ macht den Versuch aber auch nicht besser. Oder klingt doch das in der Weihnachtszeit häufig zu hörende „Laudate“ mit?

Monika Klier, Schlüchtern

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Übers Ziel hinausgeschossen – Betrifft: nmz 12/23-1/24, Hochschulmagazin, S. 1 

Ich stimme Riva zu, dass ausländische Musikstudenten mehr Unterstützung organisatorischer und finanzieller Art erhalten sollten, Lehrende sollten ihre Vorurteile immer wieder hinterfragen und die Musikausbildung sollte in allen Ebenen offen für andere Kulturen werden.

Die Kosten von Reisen und die Organisations- und Sprachproblematik beim Studium fern des Heimatlandes aber unter dem (Unter-)Titel „Diskriminierungserfahrungen“ zu subsumieren, geht mir entschieden zu weit. Im Gegenteil wäre es eine große Privilegierung und Ungerechtigkeit, wenn man speziell Musikstudierenden mit großem finanziellen Aufwand diese Probleme abnehmen wollte, die jeder Mensch hat, der im Ausland leben, arbeiten oder studieren will.

Als Lösung für einen Teil der Probleme im Musikbereich Aufnahmeprüfungen online zuzulassen, erscheint mir in Zeiten von KI weltfremd.

Die Übergriffigkeit von Musikhochschullehrern, was eigenständige Literaturauswahl der Studierenden angeht, hat eine lange Tradition, ist auch ohne rassistischen Kontext weit und schon lange verbreitet. Manchmal können Lehrende allerdings tatsächlich besser einschätzen, was jemandem liegt...

Fazit: Ich finde Herrn Rivas Berichte und Standpunkte wichtig und richtig. Aber wenn man so tief in ein Thema einsteigt, kommt es wohl vor, dass man manchmal übers Ziel hinausschießt und Gegebenheiten als diskriminierend einordnet, die für die Betroffenen insgesamt ungünstig oder unangenehm aber eben nicht diskriminierend sind.

Elisabeth Jalbert, Hamburg

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