Puccinis «Il trittico» in Hamburg als Porträt einer Schauspielerin +++ Festival MaerzMusik in Berlin startet mit Konzerten und Performances +++ Gezeitenkonzerte wollen 2023 im Nordwesten «Neues entdecken!» +++ Konzertgänger wieder da: Festspielfrühling-Konzerte in Mecklenburg-Vorpommern teils ausverkauft +++ Salzburger Osterfestspiele 2024 mit Netrebko und Kaufmann +++ Moritzburg Festival: 18 Konzerte und junge Musiker aus aller Welt +++ Musiker Felix Räuber präsentiert Soundtrack seiner Heimat
Puccinis «Il trittico» in Hamburg als Porträt einer Schauspielerin
Hamburg (dpa) - Beim zweiten Videovorspann ruft jemand: «Wir sind hier in der Oper!» Nicht jedem gefällt am Mittwochabend, wie Axel Ranisch an der Staatsoper Hamburg Puccinis Oper «Il trittico» auf die Bühne bringt: Zusätzlich zu den drei Einaktern erzählt er auf einer zweiten Ebene mithilfe von Videoeinspielungen von der - fiktiven - Schauspielerin Chiara de Tanti, die sich mit 43 Jahren das Leben nahm. Aus der Perspektive dieser Rahmenhandlung sind die drei Kurzopern Filme. Sie werden zwar live auf der Bühne gespielt, doch stellt Ranisch ihnen jeweils Videos voran, in denen sich «Weggefährten» an de Tanti erinnern. Zugleich sollen die drei Opern Stationen von de Tantis Leben abbilden.
Für ihr Konzept kehren der Regisseur und der musikalische Leiter Giampaolo Bisanti die ursprüngliche Reihenfolge der Opern um und beginnen mit der Erbschleicherkomödie «Gianni Schicchi». Die Titelfigur verkörpert der Bariton Roberto Frontali mit ebenso komischem Talent, wie er in «Il tabarro» als Ehemann überzeugt, der aus Eifersucht zum Mörder wird. Die junge Giorgetta wird von Elena Guseva mit blühendem Sopran gesungen. Noch beeindruckender kann Guseva ihr Ausdrucksspektrum in «Suor Angelica» zeigen, wenn sie sich als Nonne aus Verzweiflung über den Tod um ihr Kind selbst vergiftet.
Die Rahmenhandlung hilft dem Verständnis von «Il trittico» nicht zwingend, aber sie ist hervorragend gespielt. Vor allem aber hat Ranisch die Opern selbst präzise und klug inszeniert. Das Ensemble der Staatsoper singt auf hohem Niveau, genannt sei hier stellvertretend die Sopranistin Katja Pieweck in drei Rollen, und zeigt Tempo und Spielwitz. Das Philharmonische Staatsorchester folgt Bisanti durch alle Nuancen von Puccinis psychologisch subtiler Klangsprache.
Festival MaerzMusik in Berlin mit Konzerten und Performances
Berlin (dpa) - Das Festival MaerzMusik in Berlin steht vor einer neuen Ausgabe. Von Freitag an bis zum 26. März hat die neue künstlerische Leiterin Kamila Metwaly gemeinsam mit dem Komponisten und Dirigenten Enno Poppe Konzerte und Performances für eines der wichtigsten Festivals für neue Musik im Haus der Berliner Festspiele und an zahlreichen anderen Spielorten der Stadt zusammengestellt. Zudem sind Ausstellungen und ein Diskursprogramm vorgesehen.
Eröffnet wird das Festival am Freitag mit der Musiktheaterproduktion «Hide to Show» des deutschen Komponisten Michael Beil durch das belgische Nadar Ensemble.
MaerzMusik wird seit 2002 in Berlin organisiert. Das Festival folgte damals auf die 1969 in Ost-Berlin gegründete Musik-Biennale für zeitgenössische Musik.
In diesem Jahr sind künstlerische Beiträge und Themen angekündigt wie Arbeiten mit erweiterter Stimme, Musiktheater, Performances, periphere Hörpraktiken oder ungehörte Musik. Auf dem Programm stehen Werken etwa von Laura Bowler, Claire Chase, Lucia Dlugoszewski, Juliet Fraser, Nandita Kumar, Elaine Mitchener, Pauline Oliveros, Alex Paxton, Mathias Spahlinger oder Jakob Ullmann. Erwartet werden dafür Ensembles wie Asamisimasa (Norwegen), Ensemble Mosaik, Ensemble KNM, Musikfabrik und Phønix16 (alle Berlin), Riot Ensemble (Großbritannien) oder Spóldzielnia Muzyczna (Polen).
Gezeitenkonzerte wollen 2023 im Nordwesten «Neues entdecken!»
Aurich (dpa/lni) - Das größte Flächenmusikfestival Niedersachsens, die Gezeitenkonzerte auf der ostfriesischen Halbinsel, geht 2023 mit neuen Spielstätten, Konzertformaten und Genres in seine elfte Auflage. Der Titel der diesjährigen Spielzeit lautet «Neues entdecken!», wie der Veranstalter, der Regionalverband Ostfriesische Landschaft, am Donnerstag in Aurich mitteilte. Insgesamt stehen demnach zwischen dem 4. Juni und dem 6. August 39 Konzerte und Vorstellungen an mehr als 20 malerischen und geschichtsträchtigen Orten zwischen Dollart und Jadebusen an. Neben klassischer Kammermusik gibt es etwa auch Jazz, Orchestermusik und Musik-Comedy.
«In unserem diesjährigen Festivalprogramm lässt sich wahrlich viel «Neues entdecken!»», sagte der künstlerische Leiter, Matthias Kirschnereit, in einer Mitteilung. Erstmalig soll es etwa Konzerte auf einer schwimmenden Bühne im Binnenhafen von Leer, im neuen Festspielhaus in Emden und im historischen Tammenshof in Bunde geben. Für neue Klänge in Festivalprogramm sollen unter anderem der Entertainer Helge Schneider und Kabarettist Christian Ehring sorgen.
Das Eröffnungskonzert von Matthias Kirschnereit zusammen mit mit der Nordwestdeutschen Philharmonie findet am 4. Juni in der Emder Martin-Luther-Kirche statt. Bei der vergangenen Festivalausgabe 2022 kamen insgesamt mehr als 10 000 Besucher zu den Veranstaltungen.
Konzertgänger wieder da: Festspielfrühling-Konzerte in Mecklenburg-Vorpommern teils ausverkauft
Schwerin/Bergen (dpa/mv) - Die Konzertliebhaber kehren zurück: Kurz vor Beginn des Festspielfrühlings Rügen melden die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, dass 18 der 25 Konzerte vom 17. bis 26. März ausverkauft sind. Künstlerische Leiterin des Festspielfrühlings sei in diesem Jahr die Geigerin Noa Wildschut, teilten die Festspiele am Mittwoch mit. Gemeinsam mit musikalischen Freunden wie Harriet Krijgh, Nils Mönkemeyer, Pablo Barragán und Martynas Levickis präsentiere die Niederländerin eine musikalische Vielfalt von Jazz über Kammermusik bis hin zu großer Orchestermusik.
Mit dabei sei auch Schauspieler Devid Striesow, er lese im Kurhaus-Saal in Binz aus Günter Grass' Roman «Die Blechtrommel». Striesow stammt aus Bergen auf Rügen. Der Festspielfrühling auf Deutschlands größter Insel findet zum elften Mal statt.
Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern gehören nach eigenen Angaben mit über 190 Konzerten und mehr als 90 000 Besuchern im Jahr zu den größten Klassikfestivals in Deutschland. Drei Saisons werden gestaltet - neben dem Festspielfrühling Rügen die dreimonatige Hauptsaison im Sommer ab 17. Juni in diesem Jahr sowie der Festspielwinter im Advent und zum Jahreswechsel mit einem lokalen Schwerpunkt in Schloss Ulrichshusen.
Salzburger Osterfestspiele 2024 mit Netrebko und Kaufmann
Salzburg (dpa) - Mit den Opernstars Anna Netrebko und Jonas Kaufmann wollen sich die Osterfestspiele Salzburg im nächsten Jahr ganz der italienischen Musik widmen. Wie Intendant Nikolaus Bachler am Donnerstag bekanntgab, werden die russisch-österreichische Sopranistin und der deutsch-österreichische Tenor Jonas Kaufmann in Amilcare Ponchiellis Oper «La Gioconda» die Hauptrollen singen.
Das Eifersuchtsdrama um eine Straßensängerin werde außerhalb Italiens «sträflich vernachlässigt», sagte Kaufmann bei der Programm-Präsentation in Salzburg. Das liege daran, dass das Werk schwierig zu besetzen sei. «Man muss sozusagen den Klassenbesten jedes Fachs finden, der sich bereit erklärt, die jeweilige Partie zu übernehmen. Sonst macht das Ganze keinen Sinn», sagte Kaufmann. Als Gastorchester wurde für 2024 die Accademia Nazionale di Santa Cecilia mit ihrem langjährigen Dirigenten Antonio Pappano engagiert. Netrebkos Stimme habe für die Titelrolle in den vergangenen vier Jahren die nötige Reife und Tiefe gewonnen, sagte Pappano.
Bachler verteidigte das Engagement von Netrebko, die wegen ihrer früheren Unterstützung für Russlands Präsident Wladimir Putin in der Kritik steht. Die Sängerin sei «die Idealbesetzung», sagte Bachler. Er habe sich immer gegen eine Instrumentalisierung von Künstlern ausgesprochen und halte nichts von «moralisierenden Symbolen».
In der diesjährigen Saison von 1. bis 10. April gastiert das Gewandhausorchester unter Andris Nelsons in der Mozartstadt. Das Ensemble aus Leipzig spielt unter anderem Wagners «Tannhäuser», mit Kaufmann in der Titelpartie. Es sei für ihn sehr wichtig, eine Mischung aus Rollen der deutschen, italienischen und auch französischen Opernliteratur zu singen, betonte er. «Die Kombination ist das Rezept» sagte er.
Nach mehreren Festivalsaisonen mit wechselnden Ensembles werden die Berliner Philharmoniker ab 2026 wieder als ständiges Orchester zu den Osterfestspielen zurückkehren.
Moritzburg Festival: 18 Konzerte und junge Musiker aus aller Welt
Moritzburg (dpa/sn) - Das renommierte Moritzburg Festival für Kammermusik bietet in diesem Jahr 18 Konzerte und dabei auch Stars der Szene wie die Sopranistin Christiane Karg. Den Auftritt von Karg und Kollegen mit Gesangsquartetten von Johannes Brahms kündigte das Festival am Donnerstag als einen der Höhepunkte für den 31. Jahrgang an. Demnach wird vom 4. bis 20. August wird auf einer Terrasse von Schloss Moritzburg und in der Evangelischen Kirche der Gemeinde vor den Toren Dresdens musiziert. Der Vorverkauf beginnt am kommenden Montag.
Die Moritzburg Festival Akademie mit etwa 40 jungen Musikerinnen und Musikern aus aller Welt erarbeitet unter Leitung von Chefdirigent Josep Caballé Domenech ein eigenes Programm. Das Ensemble ist unter anderem beim Konzert «Moritzburg für alle» am 19. August im Dresdner Kulturpalast zu hören, wenn Max Bruchs selten gespieltes Konzert für zwei Klaviere und Orchester mit den Solisten Louis Lortie und Tiffany Poon als Solisten erklingt. Auch beim Musik-Picknick in Proschwitz (13. August) präsentieren sich die Akademisten.
Musiker Felix Räuber präsentiert Soundtrack seiner Heimat
Dresden (dpa/sn) - Der Dresdner Musiker und Komponist Felix Räuber hat auf der Suche nach dem Sound seiner Heimat über Monate Sachsen durchstreift. Aus dem gesammelten Material ist eine dokumentarische Installation entstanden, die vom 25. März bis zum 22. Oktober im Museum für Sächsische Volkskunst gezeigt wird. Die Ausstellung «Wie klingt Heimat?» nehme Menschen mit auf «jene Klangreise, auf der wir uns nun schon seit über drei Jahren befinden», wie Kurator Marc Oliver Rühle am Donnerstag mitteilte. Bühnen- und Kostümbildnerin Andrijana Trpkovic habe die akustische Expedition inszeniert, Objekte, Audioquellen, Fotos und Film komplettierten das vielfältige Bild von Heimat.
Räuber, der mit seiner Band «Polarkreis 18» mit «Allein, allein» 2007 einen Hit landete, erforschte mit seinem Team die vielfältigen Kulturkreise in Sachsen, fing Geschichte und Geschichten und damit verbundene Melodien, Noten, Töne, Laute, Sprachen und Geräusche ein, um Heimat hörbar zu machen. Die Mischung aus Doku-Film, Musikproduktion, Live-Events, Performances und Ausstellungen bildet die begehbare Installation - das Material reicht von aussterbender Sprache über Geräusche des Waldes bis zu Gundermann-Songs.
Das Eifersuchtsdrama um eine Straßensängerin werde außerhalb Italiens «sträflich vernachlässigt», sagte Kaufmann bei der Programm-Präsentation in Salzburg. Das liege daran, dass das Werk schwierig zu besetzen sei. «Man muss sozusagen den Klassenbesten jedes Fachs finden, der sich bereit erklärt, die jeweilige Partie zu übernehmen. Sonst macht das Ganze keinen Sinn», sagte Kaufmann. Als Gastorchester wurde für 2024 die Accademia Nazionale di Santa Cecilia mit ihrem langjährigen Dirigenten Antonio Pappano engagiert. Netrebkos Stimme habe für die Titelrolle in den vergangenen vier Jahren die nötige Reife und Tiefe gewonnen, sagte Pappano.
Bachler verteidigte das Engagement von Netrebko, die wegen ihrer früheren Unterstützung für Russlands Präsident Wladimir Putin in der Kritik steht. Die Sängerin sei «die Idealbesetzung», sagte Bachler. Er habe sich immer gegen eine Instrumentalisierung von Künstlern ausgesprochen und halte nichts von «moralisierenden Symbolen».
In der diesjährigen Saison von 1. bis 10. April gastiert das Gewandhausorchester unter Andris Nelsons in der Mozartstadt. Das Ensemble aus Leipzig spielt unter anderem Wagners «Tannhäuser», mit Kaufmann in der Titelpartie. Es sei für ihn sehr wichtig, eine Mischung aus Rollen der deutschen, italienischen und auch französischen Opernliteratur zu singen, betonte er. «Die Kombination ist das Rezept» sagte er.
Nach mehreren Festivalsaisonen mit wechselnden Ensembles werden die Berliner Philharmoniker ab 2026 wieder als ständiges Orchester zu den Osterfestspielen zurückkehren.