Zunächst ein sehr subjektiver Blick auf ein bewegtes kulturelles „Prelude“. Es war keine Liebe auf den ersten Blick: Unterschiedliche „Grundhaltungen“ ließen die Nachkriegs-Startups Deutscher Musikrat und neue musikzeitung (damals noch „Musikalische Jugend“) des Öfteren ordentlich kollidieren. Der Rechtsaußen-Pädagoge Egon Kraus dominierte ideologisch mit braunmuffig überlebtem Nagelstiefel-Vier-Viertel. Der „alte“ Musikrat hatte also wenig Sinn für die Aufbruchs-Sehnsucht, die Neugier und den Nachholbedarf einer „Jeunesses Musicales“.

nmz 10/2025 - Erste Seite
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Hinzu kam eine Kluft zwischen den akademisch gebildeten Pädagogen, Instrumentalisten und Musikwissenschaftlern, die im Weltraum der Klänge eine allwissende Distanz gegenüber Amateurmusik oder privatem Musikunterricht auch im kompositorischen Bereich zigarrenrauchend pflegten. Ich erinnere mich an eine der ersten nmz-Redaktionskonferenzen, in der Komponist und Landesmusikrat Klaus Bernbacher den Tisch mit der Faust prügelte und dröhnte: „Was ist dieser Musikrat doch für ein verschnarchter Saftladen!“
Es ging um die Behandlung der schon damals sehr erfolgreichen Projektarbeit des Rates, um Jugend musiziert und das Bundesjugendorchester. Nach Bernbachers Meinung (und auch meiner unmaßgeblichen) fanden diese fabelhaften Initiativen mangels Marketing und politischer Einflussnahme einfach viel zu wenig Beachtung in der Öffentlichkeit. Es folgten langjährige heiß-kalte Wechselbäder, in deren Rahmen es mir gut gefiel, in berufenerer Gesellschaft die Feder scharf zu spitzen – aus meiner eitlen Sicht freilich immer im Dienst der bildungspolitisch vernachlässigten Muse. Aber endgültig Schwamm drüber.
Nach einer die zerstrittenen Kräfte zu Solidarität verpflichtenden Wirtschaftskrise entwickelte sich der Musikrat dank des Engagements ehrenamtlicher, kompetenter Kräfte und eines professionellen Managements gerade in den letzten Jahren zu wachsender gesellschaftlicher Kraft. Initiativen und Projekte fanden in der nmz viel Platz für konstruktiv-kritische, nach Möglichkeit fördernde Begleitung. So finden sich auch in dieser Ausgabe inhaltlich reichhaltigere Beiträge als dieses Streiflicht. Ein Abschiedsduett voller Erinnerungen mit dem Präsidenten Martin Maria Krüger, ein Blick in die Zukunft von Lydia Grün, Präsidentin der Hochschule für Musik und Theater München, sowie – unentbehrlich – eine Prise Glossen-Essigessenz von Musik-Sommelier Martin Hufner. Guter Zustand, weiter so!
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