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Die Jüdin von Toledo

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Detlev Glanert vor der Uraufführung in Dresden: Oper ist wie eine komplizierte Architektur +++ Techno-Pionier Karl Bartos vertont Stummfilm-Klassiker +++ André Heller lässt Elbphilharmonie in neuem Licht erstrahlen +++ Uraufführung des Liederzyklus „Träumereien“ von Leon Gurvitch in Magdeburg

Detlev Glanert vor der Uraufführung in Dresden: Oper ist wie eine komplizierte Architektur

Detlev Glanert gehört zu den meistgespielten zeitgenössischen Opernkomponisten der Welt. Für seine Werke erhielt er wiederholt international Preise. Nun kommt in Dresden seine zwölfte Oper heraus: «Die Jüdin von Toledo»

Dresden (dpa) - Komponist Detlev Glanert vergleicht Oper mit einer komplizierten Architektur und bekennt sich zur künstlerischen Zusammenarbeit auf Augenhöhe. «Ich bin ein Teamworker, ich kann mir Oper anders gar nicht vorstellen», sagte der 63-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Oper sei eine zusammengesetzte Kunst aus Wort, Bild, Musik und manchmal auch Tanz. «Das ist eine wunderbare Erfindung, die auf Teamfähigkeit geradezu angewiesen ist. Mir gefällt es, mit anderen zusammenzuarbeiten, gute Ideen anderer einfließen zu lassen.» «Diktatoren» unter den Regisseuren und Dirigenten seien schon lange aus der Zeit gefallen. «Man kommt viel weiter, wenn man Teamwork praktiziert.»

Der vielfach ausgezeichnete Glanert gehört zu den renommiertesten Opernkomponisten der Gegenwart. Am 10. Februar bringt er an der Semperoper in Dresden mit «Die Jüdin von Toledo» seine zwölfte Oper heraus. Das Musiktheater bleibt für ihn eine besondere Herausforderung: «Die Oper braucht eine genaue Konstruktionsarbeit, eine genaue Vorplanung. Das ist wie die Architektur eines sehr komplizierten Gebäudes. Man muss genau die Belastbarkeit, die Statik austarieren. Das Szenario ist das Entscheidende: Wo sind die Höhepunkte, wer tritt wann in Erscheinung, wer trifft wen. Wo sind die spannenden, wo die lyrischen Elemente.» In der Regel komponiere er seine Stücke durch, also ein Werk nach dem anderen. Bei einer Oper könne er aber auch mal eine Pause machen, durchatmen und vielleicht zwischendurch eine kleine Bratschen-Sonate schreiben.

Inspiration für seine Arbeiten holt sich Glanert nach eigenem Bekunden oft aus der Literatur, aber auch aus Alltagssituationen. «Ein großes Hobby von mir ist, Menschen zu beobachten. Zu beobachten, wie sie reagieren und sich verhalten, welche Gestik sie verwenden und welche Rhetorik sie benutzen. Alle meine Gesangsstimmen kommen von der Rhetorik her, ob das nun Vorwurf, Hass, Zynismus, Sarkasmus, Witz oder Ironie betrifft. Die Beobachtung von Menschen gibt mir viele Töne, auch wenn für Außenstehende kein Zusammenhang feststellbar ist. Mich interessiert, was zwischen Menschen abgeht.» Oper könne er sich nie vorstellen, ohne an ein großes Publikum zu denken: «Deshalb bin ich kein Mensch, der gut in einem Nachtstudio aufgehoben wäre.»

Glanert zufolge hat die Corona-Pandemie zur zeitlichen Verschiebung vieler Projekte geführt. «Jetzt stehen lauter Uraufführungen an.» Im Januar sei in Luxemburg und in Köln ein neues Cellokonzert mit Solist Johannes Moser herausgekommen. Im Sommer folge ein neues Orchesterstück, das Sir Donald Runnicles in Auftrag gab. «Für Midori habe ich ein Violinkonzert geschrieben, das sie jetzt oft spielt.» Als problematisch empfinde er die oft jahrelange Vorplanung von Opernhäusern. Mit einem Planungsvorlauf von sieben Jahren wäre ein neuer Mozart gar nicht mehr möglich: «Er würde sterben, bevor er überhaupt rezipiert wäre.»

(nmz - Joachim Lange wird die Uraufführung für die nmz rezensieren)

 

Techno-Pionier vertont Karl Bartos Stummfilm-Klassiker

Wie hätte der Stummfilm «Das Cabinet des Dr. Caligari» geklungen, wenn es 1920 eine Tonspur gegeben hätte? Und wie lässt sich die Lücke heute schließen? Karl Bartos hat sich dieser Aufgabe angenommen.

Frankfurt/Main (dpa) - Techno-Pionier Karl Bartos hat einen Stummfilm-Klassiker vertont. Die Musik zu dem expressionistischen Psychothriller «Das Cabinet des Dr. Caligari» wird am 17. Februar 2024 in der Alten Oper Frankfurt uraufgeführt. Bereits am 9. Februar wird der komplette Soundtrack auf CD, Vinyl und digital zum Streamen oder Downloaden veröffentlicht.

Auch wenn Bartos als ehemaliges Mitglied der Gruppe Kraftwerk bekannt wurde - ein Album mit elektronischer Musik ist die Platte nicht. Der ursprünglich klassisch ausgebildete Musiker ließ sich zunächst von den Bildern inspirieren. Schritte, Türen, Stimmengewirr und ähnliche Geräusche sind wirklich zu hören - nicht aber Sprache: Der Stummfilm bleibt ein Stummfilm und auch beim Album gibt es keinen Text.

Ergänzend zu diesem Sounddesign hat Bartos Musik komponiert, die sich aus verschiedenen Quellen speist. Zum einen gibt es Anklänge an Barock, Romantik oder Klassik. Eine wichtige Inspirationsquelle war naheliegenderweise auch Musik aus der Zeit, in der der Film entstand, etwa von Arnold Schönberg oder Igor Strawinsky. Auch Minimalmusik mit ihren Wiederholungen floss in den Soundtrack ein.

Anfangs habe er versucht, mit elektronischen Instrumenten zu arbeiten, hatte Bartos bei der Preview im November in Frankfurt am Main gesagt. «Aber das hat irgendwie nicht funktioniert. Das war nicht das, was ich sah.» Also habe er versucht, die Musik «nicht zu sehr aus der Perspektive von heute zu machen».

«Das Cabinet des Dr. Caligari» aus dem Jahr 1920 von Robert Wiene erzählt von besagtem Dr. Caligari, der über einen Schlafwandler namens Cesare herrscht. Der Film ist ein surreales Spiel mit Wahn und Traum, mit Hirngespinsten und Schlafwandeln, mit Visionen und Surrealem. Der damals revolutionäre Film begeistert den Musiker auch heute noch: «Egal wie oft man ihn sich anschaut, er bewahrt sein Geheimnis. Wer hier wahnsinnig ist und wer nicht, ist und bleibt eine Frage der Interpretation», zitiert das Plattenlabel Bureau B den Musiker. Viel Interpretationsspielraum gab es für Bartos auch bei der Musik: Die Originalmusik zu dem etwa 70-minütigen Werk ist nicht erhalten.

Weitere Aufführungen:

 - 24.04.24 Berlin, Babylon Kino

- 25.04.24 Berlin, Babylon Kino

- 26.04.24 Dresden, Rundkino

- 05.06.24 Hamburg, Laeiszhalle (Schleswig-Holstein Musik Festival)

- 06.06.24 Hamburg, Laeiszhalle (Schleswig-Holstein Musik Festival)

- 02.11.24 München, Prinzregententheater

 

André Heller lässt Elbphilharmonie in neuem Licht erstrahlen

André Heller hat schon zahlreiche spektakuläre Projekte inszeniert, darunter Shows, Theaterstücke, Filme und Opern. Im März bespielt der Multimediakünstler die Hamburger Elbphilharmonie.

Hamburg (dpa) - Der österreichische Multimediakünstler André Heller will die Hamburger Elbphilharmonie zum Strahlen bringen. Für sein Reflektor-Festival vom 16. bis zum 24. März werde Heller Musikerinnen und Musiker aus allen Genres zusammenbringen und ein umfangreiches Begleitprogramm kuratieren, teilte die Elbphilharmonie am Montag mit. An neun Abenden sollen Projektionen auf der Fassade und im Foyerbereich Hamburgs berühmtes Konzerthaus in neuem Licht erstrahlen lassen.

Das musikalische Programm sei «ein Fest der Vielfalt und der Begegnungen». So trete unter anderem die finnische Opernsängerin Camilla Nylund am selben Abend auf wie die fünffache Grammy-Gewinnerin Angélique Kidjo aus Benin. Eine besondere Herzensangelegenheit sei für Heller die Jewish Music Night, die ein Kaleidoskop jüdischer Gesangstraditionen aus aller Welt präsentiert.

 

Uraufführung des Liederzyklus „Träumereien“ von Leon Gurvitch in Magdeburg

Von Gedichten Heinrich Heines ließ sich der junge belarussische Komponist Leon Gurvitch inspirieren. Sein Liederzyklus „Träumereien“ wird im 6. Sinfoniekonzert der Magdeburgischen Philharmonie am 22. und 23. Februar, jeweils im Opernhaus in seiner neuen Fassung für Gesang und Orchester uraufgeführt. Im Konzert unter der Leitung von GMD Anna Skryleva erklingen außerdem Werke von Gustav Mahler und Franz Schubert.

Leon Gurvitch wird durch das Programm „Neustart Kultur“ gefördert. Als Solistin ist die Mezzosopranistin Jadwiga Postrożna aus dem Opernensemble der Oper Magdeburg zu erleben.

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