Elf Neuinszenierungen an der Oper Frankfurt +++ Karneval der Kulturen rechnet mit halber Million Menschen in Berlin +++ «Anatevka» - Domstufen setzen auf Bekanntes mit aktuellen Bezügen
Elf Neuinszenierungen an der Oper Frankfurt
Frankfurt/Mai - Gesangslegende Brigitte Fassbaender inszeniert an der Oper Frankfurt Richard Wagners «Parsifal». Die 84 Jahre alte Mezzosopranistin hat vor rund 30 Jahren ihre Gesangskarriere beendet, um sich verstärkt der Regie zu widmen. In den vergangenen Jahren hatte sie in Österreich Wagners «Ring» inszeniert - im Frühjahr 2025 kommt sie für den «Parsifal» nach Frankfurt. Premiere ist am 8. Mai, die musikalische Leitung hat Frankfurts erst 31 Jahre alter Generalmusikdirektor Thomas Guggeis.
Elf Neuinszenierungen plant die Oper in der kommenden Spielzeit, wie Intendant Bernd Loebe am Dienstag berichtete. Insgesamt umfasst der Spielplan der Saison 2024/25 mehr als 500 Veranstaltungen. Erste Neuproduktion ist am 22. September 2024 Hans Werner Henzes «Der Prinz von Homburg». Auch zwei Werke des kürzlich verstorbenen Aribert Reimann sind dabei. Ferner sind zwei Händel-Opern vorgesehen, «Alcina» und «Partenope», Verdis «Macbeth» und Bergs «Lulu».
Seltener auf den Spielplänen zu finden sind «Guercoeur» von Albéric Magnard (1865-1914), «Le Postillon de Lonjumeau» von Adolphe Adams (1803-1856) und «Doktor und Apotheker» von Carl Ditters von Dittersdorfs (1739-1799).
Karneval der Kulturen rechnet mit halber Million Menschen
Berlin - Der Berliner Karneval der Kulturen rechnet bei der diesjährigen Ausgabe wieder mit gut einer halben Million Besucherinnen und Besuchern. Bei der 26. Ausgabe des Kulturfestes sind über das Pfingstwochenende vom 17. bis 20. Mai 59 Gruppen mit etwa 3500 Teilnehmer und Teilnehmerinnen beim traditionellen Umzug im Stadtteil Kreuzberg dabei. Zudem gestalten erneut rund 700 Künstlerinnen und Künstler das zugehörige Straßenfest.
Die Strecke sei im Vergleich zum Vorjahr auf nun rund drei Kilometer wieder verlängert worden, hieß es am Mittwoch bei den Veranstalterinnen. Der Umzug führt bei dieser Ausgabe vom Mehringdamm zum Hermannplatz. Die Sicherheitsmaßnahmen, die sich im vergangenen Jahr bewährt hätten, würden entsprechend den aktuellen Entwicklungen angepasst.
Unter den Anmeldungen sind nach Angaben von Co-Leiterin Aissatou Binger keine jüdischen, israelischen oder palästinensischen Gruppen. Sie verwies auf den Verhaltenskodex des Karnevals der Kulturen, extremistische Gesinnung werde nicht geduldet. «Wir sind gegen jegliche Form von Diskriminierung, Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus, darunter antischwarzem und antimuslimischem Rassismus», heißt es in dem Kodex, der mit Unterstützung eines Awareness-Teams umgesetzt werden soll.
Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) erinnerte an die Ursprünge des 1996 als Folge von Rassismus und Übergriffen als Zeichen für Diversität und friedliches Miteinander gegründeten Karnevals der Kulturen. «Das war dieser Rassismus, der durch Deutschland wie eine Feuerwalze gerollt ist», sagte Chialo. Auch heute müssten dem Hass eine Antwort der Liebe und der Vielfalt entgegengestellt werden. «Eine schönere Antwort als den Karneval der Kultur kann eine Stadt wie Berlin in seiner Vielfalt nicht geben.»
Der Karneval der Kulturen kalkuliert für diese Ausgabe mit einem Etat von 2,3 Millionen Euro. Der aus Chialos Kulturhaushalt stammende Anteil wuchs um 500 000 Euro auf nun 1,5 Millionen Euro.
«Anatevka» - Domstufen setzen auf Bekanntes mit aktuellen Bezügen
Erfurt - Mit dem bekannten Musical-Klassiker «Anatevka» will das Theater Erfurt bei den diesjährigen Domstufen-Festspielen das Publikum begeistern. «Es ist für mich eines der schönsten und menschlich bewegendsten Werke, die es im Theater gibt», sagte Regisseur Ulrich Wiggers am Dienstag in Erfurt. Es sei eine absolut zeitlose Geschichte. Gleichzeitig seien die Bezüge zu heute so deutlich, dass sie kaum erklärt werden müssten, so Wiggers mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.
Die Geschichte handelt vom jüdischen Milchmann Tevjes, der 1905 in einem kleinen Fantasie-Dorf namens Anatevka lebt. Das Schtetl ist auf dem Gebiet der heutigen Ukraine angesiedelt und die Bewohner sehen sich mit der Vertreibung durch russische Soldaten konfrontiert. Es gehe um universelle Themen, so Wiggers: Familie, Generationenkonflikte, Toleranz, Empathie und Solidarität.
Dennoch: «Der Unterhaltungswert steht ganz im Vordergrund», betonte Wiggers bei allen ernsten Bezügen. Das Musical sei fröhlich und schwungvoll. Auch der musikalische Leiter Clemens Fieguth hob hervor, dass die Musik nicht verkopft, sondern leicht und eingängig sei. «Wir werden direkt emotional angerührt und dieses unmittelbar Menschliche spiegelt sich in allen Nummern wieder», so Fieguth.
Das 1964 uraufgeführte Stück mit dem Originaltitel «Fiddler on the Roof» von Komponist Jerry Bock und Librettist Joseph Stein basiert auf den Geschichten von Scholem Alejchem. Mit Ohrwürmern wie «Wenn ich einmal reich wär'» wurde es ein Welterfolg. Auf dem Broadway wurde es mehr als 3000 Mal gespielt und 1971 von Norman Jewison verfilmt.
Dabei passt das Musical auch thematisch besonders nach Erfurt: Die Stadt ist im vergangenen Jahr mit ihren Stätten der jüdischen Geschichte in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen worden.
Milchstrom ergießt sich über Domstufen
Einen Hingucker im Bühnenbild wird in diesem Jahr eine riesige umgestoßene Milchkanne bieten, aus der sich ein Milschstrom über die Stufen vor dem katholischen Mariendom zu ergießen scheint. Auch mit Holz- und Glassplittern wolle er symbolisch darstellen, was den Juden in der Geschichte immer wieder passiert sei, sagte der fürs Bühnenbild verantwortliche Leif-Erik Heine. «Aber es wächst auch neues Leben», betonte er. Grüne Flecken in der Kulisse sollen die Widerstandsfähigkeit der Juden zeigen. Bezug zu Geschichte und Traditionen nehmen die Kostüme von Jula Reindell und auch die Choreografie von Kati Heidebrecht greift diese auf.
Preise, Daten und Kinderprogramm
20 Aufführungen sind vom 2. bis 25. August geplant. Bei jeder Vorstellung wird Platz für rund 2100 Gäste sein. Als Kinderoper wird in diesem Jahr das Märchen «Hans im Glück» zu sehen sein.
Der reguläre Ticketpreis für das Musical ist um fünf Euro gestiegen und liegt zwischen 75 und 95 Euro. Bereits jetzt sei mehr als die Hälfte der Karten verkauft, so Wasem. Die Hoffnung sei, an den Besucherrekord von 2022 mit rund 44 500 Gästen anknüpfen zu können.
Ein solcher Erfolg täte dem Theater Erfurt gut. Im vergangenen Jahr waren bei den Festspielen die Plätze bei den Aufführungen von Hector Berlioz' Oper «Fausts Verdammnis» nur zu etwa zwei Dritteln ausgelastet gewesen. Dabei gelten die Open-Air-Festspiele, die es immerhin seit 1994 gibt, in der Regel als Publikumsmagnet. Dazu kommt, dass das Theater zuletzt unter anderem wegen Vorwürfen sexueller Belästigungen am Haus in die Schlagzeilen geraten war.
Auch im kommenden Jahr setzen die Domstufen-Festspiele auf ein gut bekanntes Stück: 2025 soll «La Bohème» von Giacomo Puccini gezeigt werden.