Der Schweizer Regisseur Jossi Wieler ist am Dienstag als künftiger Intendant der Stuttgarter Staatsoper präsentiert worden. Wieler war am Montagabend vom Verwaltungsrat des Staatstheaters Stuttgart einstimmig zum Nachfolger von Opernintendant Albrecht Puhlmann ab der Spielzeit 2011/2012 gewählt worden. Der designierte Intendant betonte, dass er eine «große und sehr ehrenwerte Aufgabe mit immenser Verantwortung» in Stuttgart übernehme.
Er habe sich den Wechsel vom Regisseur zum Intendanten gründlich überlegt und auch lange gebraucht, sich dazu durchzuringen. Da er die Stuttgarter Oper und ihre Strukturen so gut kenne, hier bereits erfolgreich gearbeitet habe und das Publikum sehr offen sei, habe er sich der Aufgabe aber letztlich nicht verschließen können. «Der Schritt in das neue Amt ist geradezu zwingend», sagte Wieler.
Zugleich präsentierte Wieler sein künftiges Team, bestehend aus Sergio Morabito als Chefdramaturg, Eva Kleinitz als Operndirektorin und Andrea Moses als Hausregisseurin. Ziel des Teams sei es, den Mitarbeitern künstlerische Verantwortung für die Produktionen zu übertragen, um die Kreativität des Hauses zu befördern. Auch der Aufbau eines hochkarätigen Ensembles schwebe ihm langfristig vor, erläuterte Wieler.
Kunstminister Peter Frankenberg und Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (beide CDU) zeigten sich zufrieden, dass Wieler für das Engagement gewonnen werden konnte. Frankenberg war wegen der Neubesetzung des Amts in Bedrängnis geraten. Der Minister hatte dem Verwaltungsrat des Staatstheaters Stuttgart Anfang Juli ohne Rücksprache mit den anderen Intendanten des Hauses den derzeitigen Kölner Kulturdezernenten Georg Quander als potenziellen Nachfolger von Puhlmann vorgestellt. Nach heftiger Kritik an dem Verfahren zur Neubesetzung teilte Quander Ende Juli mit, er stehe nicht mehr für das Amt zur Verfügung.
Der 1951 in Kreuzlingen in der Schweiz geborene und heute in Berlin lebende Wieler ist dem Stuttgarter Publikum seit langem als Regisseur bekannt. Wieler studierte an der Universität Tel Aviv Regie und kam 1980 als Regieassistent ans Düsseldorfer Schauspielhaus. 1983 wurde er Regisseur am Theater der Stadt Heidelberg. Ab 1985 inszenierte er am Schauspiel Bonn und am Schauspiel des Stuttgarter Staatstheaters. Es folgten Stationen am Theater Basel, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg und den Münchner Kammerspielen.
Neben Inszenierungen von klassischen Stoffen gilt Wieler als Spezialist für Texte von Elfriede Jelinek. Zudem inszeniert er seit 1994 in Zusammenarbeit mit Sergio Morabito Opern. Diese Erfahrung habe ihn «so beglückt», dass er «der Berufung Opernregie weiter nachgehen wollte». Seine Inszenierung von «Ariadne auf Naxos» mit Sergio Morabito wurde von der Zeitschrift «Opernwelt» zur Aufführung des Jahres, sie beide zum Regieteam des Jahres 2001 gekürt. Es folgten zahlreiche weitere Preise.