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Ein Karneval der Tiere im Fünf-Sterne-Stall mit Blick aus der Rinderbox. Foto: www.stelzenfestspiele.de
«Stelzenfestspiele bei Reuth» und «Bachwiese» erwarten ihr Publikum. Foto: Stelzenfestspiele
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22.6.2022: Veranstaltungen aktuell +++ Veranstaltungen

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«Stelzenfestspiele bei Reuth» und «Bachwiese» erwarten ihr Publikum +++ Festspiele Mecklenburg-Vorpommern: Saisonauftakt in Festspielscheune Ulrichshusen +++ Bayerns Städte planen Kulturfestivals zum Klimawandel +++ Uraufführung der Oper «Wölfe» in Schwerin - Schafherde vor Theater +++ Theater Erfurt startet im Herbst in die «Griechische Spielzeit»

«Stelzenfestspiele bei Reuth» und «Bachwiese» erwarten ihr Publikum

Stelzen (dpa) - Klingende Landmaschinen und ein Traktor als Taktgeber: Die «Stelzenfestspiele bei Reuth» erwarten an diesem Wochenende wieder Andrang ihrer Fans. Während im vergangenen Jahr wegen der Pandemie alle Konzerte im Freien stattfanden, wird nun erneut die «Festspielscheune» auf dem Stelzenberg zur Bühne. Wie jedes Jahr steht am Freitag zu Beginn eine neue Ausgabe der «Landmaschinensinfonie» auf dem Programm. Die Musiker um Festivalchef Henry Schneider und Klangforscher Erwin Stache haben dem Werk die Bezeichnung «ST 22» verliehen und wollen wie immer allerlei landwirtschaftliches Gerät auf seine klangliche Eignung hin testen.

Ein weiterer Höhepunkt dürfte das Abschlusskonzert am Sonntagabend werden. Das «Stelzenfestspielorchester» - das sich aus Musikerinnen und Musikern des Leipziger Gewandhauses rekrutiert - hat sich mit Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine verstärkt. Im ersten Teil steht mit Margaryta Grynyvetska eine Dirigentin aus Odessa am Pult. Nach Beethovens «Egmont»-Ouvertüre erklingt dessen 8. Sinfonie. Im zweiten Teil sind das Stück «Da pacem, domine» von David Timm sowie Auszüge aus Mendelssohn Bartholdys Oratorium «Paulus» zu hören. Dann greift auch der Leipziger Universitätschor in das Geschehen ein.

Zwischen Aufakt und Finale prägen bekannte Stelzen-Klassiker, aber auch Novitäten das Programm. Posaunist Nils Wogram stellt beim Jazzkonzert in der Stelzener Kirche sein Album «Muse» vor. Das Ensemble L'Art de Passage steht für Weltmusik, die Rockband Die Kosmonauten will für «Tanzen bis zur Schwerelosigkeit» sorgen. Das Gitarrenduo Goran Krivokapic und Danijel Cerovic aus Montenegro interpretiert Stücke von Bach bis Piazzolla. Ausstellungen und Performances komplettieren das Spektakel genauso wie das Dorffest mit dem legendären Kuchen der Frauen von Stelzen. Zudem wollen die Kicker des FC Traktor Stelzen die hohe Kunst des Ballspiels zelebrieren.

Der frühere Leipziger Gewandhaus-Bratscher Schneider hatte das Festival 1993 als Dank an seine vogtländische Heimat gegründet. Als Musiker war er in alle Welt gereist, nun sollte die Welt zu Gast in seinem Dorf sein. Mit ungewöhnlichen Konzerten erregte das Fest schon bald überregional Aufsehen. Selbst Medien aus dem Ausland berichteten über das musikalische Treiben in der Provinz. Musiziert wird hier in einer großen Scheune, der Dorfkirche oder direkt in Wald und Flur.

Der Name des Festivals bezieht sich auf die geografische Lage des Schauplatzes. Das 180-Seelen-Dorf Stelzen liegt in Thüringen, das zwei Kilometer entfernte Reuth auf sächsischem Gebiet. Aber auch Fans aus dem nicht weit entfernten Bayreuth fühlen sich hier heimisch. Denn Stelzen hat mit dem Stelzenberg einen Grünen Hügel samt Festspielscheune sowie ein eigenes Festspielorchester.

Wenn in Stelzen am Sonntag die letzten Takte verklungen sind, geht es auf der «Bachwiese» mitten im Ort noch eine ganze Woche lang weiter - mit Musik aus der Konserve. Dann können Fans eine Woche rund um die Uhr Bachs Gesamtwerk in CD-Qualität genießen. Die Lautsprecher hängen in einem Baum versteckt. Das Format hatte im Bachjahr 2000 Premiere und ist inzwischen selbst ein Klassiker geworden.

 

Festspiele Mecklenburg-Vorpommern: Saisonauftakt in Festspielscheune Ulrichshusen

Schwerin/Ulrichshusen (dpa/mv) - Eine Woche nach dem Saisonauftakt in Neubrandenburg starten die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern auch an ihrem Hauptspielort Ulrichshusen (Mecklenburgische Seenplatte) mit den Konzerten. Beim Sommerfest in der Festspielscheune geben am Freitagabend die Sopranistin Simone Kermes, der Pianist Jarkko Riihimäki und das Adelphi-Streichquartett Kostproben ihres Könnens. Wie die Veranstalter am Mittwoch mitteilten, ist der musikalische Bogen weit gespannt. So stehen Werke von Vivaldi und Rossini ebenso auf dem Programm wie Chansons von Jacques Brel und Marlene Dietrich oder Popsongs von Sting und Lady Gaga. Laut Festspielleitung sind in diesem Sommer in Ulrichshusen etwa 15 Veranstaltungen geplant.

Das Programm der Festspiele, die zu den größten Klassik-Festivals in Deutschland gerechnet werden, umfasst in den kommenden drei Monaten bis zum 18. September insgesamt 141 Konzerte. Zu den rund 60 Spielorten gehören neben Herrenhäusern, Schlössern, Parks und Kirchen auch das Landgestüt Redefin (Landkreis Ludwigslust-Parchim). In der Reithalle gastiert am 2. Juli das BBC Symphony Orchestra mit dem Cellisten Daniel Müller-Schott als Solokünstler. Anders als in den beiden Vorjahren, als wegen der Corona-Pandemie die Programme und die Platzkapazitäten massiv reduziert werden mussten, sind für diesen Sommer keine Einschränkungen vorgesehen.

 

Bayerns Städte planen Kulturfestivals zum Klimawandel

Einwegplastikbecher, Bierdosen und Wegwerf-Besteck - nach großen Festivals müssen die Organisatoren oft Berge von Müll wegräumen. Das soll künftig nicht mehr so sein. Etliche bayerische Städte planen deswegen nun Kulturfeste mit dem Schwerpunkt Klimawandel.

Augsburg (dpa/lby) - Rund 20 Städte und Gemeinden aus Bayern planen bis Mitte 2023 Kulturfestivals mit dem Schwerpunkt Klimawandel. Wie das Städte-Netzwerk Stadtkultur mitteilte, wird das Augsburger Festival «Water & Sound» (28. Juli bis 7. August) den Auftakt machen. Bis zum Sommer des kommenden Jahres seien weitere Veranstaltungen unter anderem in Ansbach, Aschaffenburg, Friedberg, Ingolstadt, Kempten, Marktheidenfeld, Nürnberg, Regensburg, Scheyern, Traunreut, Traunstein, Vohburg und Würzburg geplant.

Der Trägerverein des Stadtkultur-Netzwerks hat die Reihe initiiert, um eine Veranstaltungs- und Diskussionsplattform für Beiträge aus den Kommunen zu schaffen. Die Kunst- und Kulturveranstaltungen würden durch eine Schulungsreihe zu «Kulturarbeit im Klimawandel» ergänzt, die sich an die Mitarbeiter der Verwaltungen sowie Organisatorinnen und Organisatoren von Festivals richtet.

Der Oberbegriff «Kunst und Klima» soll nach Ansicht des Vereins einerseits den Aspekt Kulturklima behandeln und andererseits den Aspekt Klimakunst. Es gehe darum, wie unser Kulturleben künftig aussehen soll. Zudem werde thematisiert, wie Großveranstaltungen zu klimaneutralen Formaten werden könnten. Die Initiatoren wollen so zeigen, welche Art von Kulturangebot in Zukunft sowohl für den Menschen als auch für die Umwelt funktionieren kann.

Das Augsburger Festival fand in der Vergangenheit als Weltmusikfest statt. In diesem Jahr wird es erstmals unter dem Oberbegriff Wasser veranstaltet. Damit wird betont, dass Augsburg vor drei Jahren wegen seines historischen Wassermanagement-Systems von der Unesco als Welterbe ausgezeichnet wurde. Heuer soll bei dem Musikfest insbesondere die Wasserversorgung in der Sahara- und Sahel-Region thematisiert werden.

Ein bekanntes Festival, das bereits sehr lange das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellt, ist das Tollwood-Kulturfest in München. «Tollwoods ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten und uns über die Festivalgrenzen hinaus für Mensch und Umwelt zu engagieren, sind uns zentrale Anliegen», betonen die Veranstalter dort. Auf dem Festivalgelände wird deswegen beispielsweise nur Ökostrom verwendet, Einweggeschirr ist seit Jahrzehnten bei Tollwood tabu.

 

Uraufführung der Oper «Wölfe» in Schwerin - Schafherde vor Theater

Schwerin (dpa/mv) - Letzte Proben mit Schafherde: Die im Auftrag des Mecklenburgischen Staatstheaters komponierte Oper «Wölfe» wird am Freitag in Schwerin uraufgeführt. Am Mittwoch fand die Hauptprobe im Großen Haus statt, während vor dem Staatsheaterbau auf dem Alten Garten rund 30 Schafe grasten. Sie sind Teil der Inszenierung und sollen die Besucher vor den Aufführungen auf das drinnen verhandelte Streitthema einstimmen. Die zuständige Amtstierärztin genehmigte am Dienstag die Anwesenheit der Tiere zu den sieben Vorstellungen vor dem Theater, wie eine Theatersprecherin sagte.

Das Große Haus verwandle sich für sieben Vorstellungen in eine mecklenburgische Weidelandschaft, in der die Besucher Platz nehmen. Die Bühne werde zum Wald, dessen Tiefen ergründet werden sollen, hieß es. Mit dem Projekt begebe sich das Musiktheater auf Spurensuche nach dem umstrittensten Großraubtier im Nordosten.

Über die Rückkehr des Wolfes nach Mecklenburg-Vorpommern wird heftig gestritten. Naturschützer begrüßen die Entwicklung. Weidetierhalter und Jäger haben Bedenken und fordern eine Eindämmung der wachsenden Wolfspopulation.

Die Estin Helena Tulve komponierte die Oper, Nina Gühlstorff führte Regie. Gühlstorff hat nach Angaben des Theaters zahlreiche Interviews mit Schäfern, Jägern, Wolfsliebhabern, Politikern und Wissenschaftlern geführt. Aus den Gesprächen sei ein dokumentarischer Text entstanden, den Tulve dann vertont habe.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es amtlichen Angaben zufolge derzeit 16 Wolfsrudel - jeweils mit etwa acht bis zehn Tieren, wie Experten schätzen. Im vergangenen Jahr meldeten Weidetierhalter knapp 60 Wolfsrisse mit etwa 230 getöteten und verletzten Nutztieren. Fachleute rechnen ohne jagdliche Regulierung mit jährlich einem Drittel mehr Wölfen.

 

Theater Erfurt startet im Herbst in die «Griechische Spielzeit»

Erfurt (dpa/th) - Vor der Pandemie oder nach der Pandemie? Die Frage beschäftigt das Theater Erfurt vor der kommenden Spielzeit 2022/23. «Es gibt hinter jeder Entscheidung, die wir treffen, hinter jeder Überlegung ein großes Fragezeichen», sagte Generalintendant Guy Montavon am Dienstag in Erfurt mit Blick auf das Programm ab Herbst. Eine dieser Fragen sei, ob dann überhaupt gespielt werden könne. «Da wir prinzipiell gut gelaunt sind und prinzipiell voller Energie sind, sagen wir: Ja, wir spielen.»

Garantieren könne er das aber nicht. Die Corona-Infektionszahlen sprächen eher dagegen. Hinzu komme der Krieg in der Ukraine und steigende Kosten. «Die Leute haben Bedenken, ins Theater zu kommen, haben Bedenken, Geld auszugeben.» Hinzu komme die Unsicherheit des Hauses mit Blick auf steigende Corona-Zahlen.

Nichtsdestotrotz sei eine Spielzeit geschaffen worden, die «für meinen Begriff genau dem Zeitgeist entspricht, in dem wir uns im Moment befinden», sagte Montavon. Mit der «Griechischen Spielzeit» und ihren Stücken sei es möglich, in Selbstreflexion zu gehen, Dinge zu hinterfragen. Außerdem würden eher unbekannte Ecken des Landes beleuchtet. «Griechenland ist nicht nur alte Vasen, schöne Strände, sondern hat auch eine lange Geschichte», so der Intendant.

«Wir haben in den letzten Jahren auch immer mal so sehr gummiweiche Motti gehabt und diesmal ist es mit Griechenland schon eine Steilvorlage, mit der man arbeiten kann», sagte Chefdramaturg Arne Langer. Von der Richard Strauss-Oper «Elektra» und Nestor Taylors «Eleni» über das Ballett «Zorbas» von Mikis Theodorakis und die Gioacchino Rossini-Oper «Die Belagerung von Korinth» bis zu Felix Weingartners Oper «Orestes» werde ein Bogen durch die griechische Geschichte gespannt.

Mit Strauss' «Elektra» wird der neue Generalmusikdirektor (GMD) des Theaters Erfurt, Alexander Prior, Anfang Oktober die Spielzeit eröffnen. Elektra sei «eine perfekte Art anzufangen», sagte der 29-Jährige am Dienstag in Erfurt. Auch mit seinem letzten Orchester habe er mit «Elektra» den Auftakt gegeben. «Das ist also irgendwie eine «good luck charm»-Oper (deutsch: Glücksbringer-Oper) für mich.»

Als Dirigent wird er zudem in den Produktionen «Telemaco» und «Oreste» sowie in fünf Sinfoniekonzerten zu erleben sein. «Es wird eine Hammer-Saison», zeigte sich der junge Chef des 64-köpfigen Orchesters optimistisch. «Ich bin so dankbar, hier in diesem Haus zu arbeiten, ein Teil dieses Teams zu sein und mit diesem großartigen Orchester zu arbeiten», sagte Prior. Er sei der glücklichste Junge in Deutschland.

Die Energie und Fantasie Priors sei nicht zu zügeln, sagte Intendant Guy Montavon. Auch er blickte trotz aller Fragezeichen mit Hoffnung in die neue Spielzeit. Mit den bekannten aber auch unbekannten Stücken und insgesamt 14 Premieren solle das Publikum motiviert und wieder ins Theater geholt werden. «Es hat sehr viel Energie gekostet, die Jahre ohne Theater, ohne Publikumsverkehr zu überstehen», sagte Montavon.

183 statt 577 Veranstaltungen fanden coronabedingt statt. Rund 38 500 Gäste kamen. Damit erreichte das Theater eine Corona-Auslastung von knapp 80 Prozent. Ab Donnerstag werde ähnlich optimistisch auch das Abo wieder aktiviert, sagte Verwaltungsdirektorin Angela Klepp-Pallas. Dass wie in der Vergangenheit wieder 3500 Abonnenten zusammenkäme, das sei eher nicht zu erwarten. Aber die Hoffnung sterbe bekanntlich zuletzt.

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