Ein Viertel der «Freischütz»-Karten für Bregenzer Festspiele gebucht +++ Thüringer Bachwochen beschenken Dörfer mit Konzerten +++ Musikfest Hamburg in Elbphilharmonie dreht sich um Krieg und Frieden +++ Thielemann gefeiert - Konzert des designierten Generalmusikdirektors
Ein Viertel der «Freischütz»-Karten für Bregenzer Festspiele gebucht
Bregenz - Rund acht Monate vor dem Auftakt der nächsten Bregenzer Festspiele am Bodensee haben die Veranstalter einen Ausblick auf die anstehende Saison präsentiert. Auf der Seebühne werden im kommenden Jahr beim «Freischütz» die Kugeln gegossen. Neben dem deutschsprachigen Opern-Hit von Carl Maria von Weber (1786-1826) stehen unter anderem ein gefühlsbetontes Rossini-Werk im Festspielhaus, zwei Uraufführungen auf der Werkstattbühne sowie große und kleine Konzerte und das Opernstudio auf dem Programm. Insgesamt seien bei den 78. Festspielen vom 17. Juli bis 18. August 2024 rund 80 Veranstaltungen für 213 000 Besucher geplant, hieß es am Mittwoch in Bregenz.
«Freischütz»-Regisseur Philipp Stölzl ist auf der Seebühne bereits bekannt für seine 2019 und 2021 gezeigte «Rigoletto»-Inszenierung. Der Münchner zeichnet im kommenden Jahr nicht nur für die Regie, sondern auch für Bühnenbild und Lichtdesign verantwortlich. Es sind nach Angaben der Veranstalter an 26 Abenden insgesamt 185 000 Tickets im Angebot, etwa ein Viertel sei bereits gebucht. Einen Tag nach der «Freischütz»-Premiere wird am 18. Juli 2024 auch erstmals Gioachino Rossinis (1792-1868) Oper «Tancredi» im Festspielhaus gezeigt (Regie: Jan Philipp Gloger).
Die Bregenzer Festspiele sind weltweit für ihre monumentalen Bühnenbilder bekannt. Die Hauptstücke des Festivals werden immer zwei Jahre lang gespielt. Auf der Seebühne wurde zuletzt die Oper «Madame Butterfly» des italienischen Komponisten Giacomo Puccini (1858-1924) gezeigt. Die kommende Saison ist zugleich die letzte für die Intendantin Elisabeth Sobotka. Ab der Saison 2025 soll die Finnin Lilli Paasikivi die künstlerische Leitung übernehmen, Sobotka wechselt nach dem Sommer 2024 an die Berliner Staatsoper. Die aus Wien stammende Kulturmanagerin leitete die Festspiele am Bodensee seit 2015.
Thüringer Bachwochen beschenken Dörfer mit Konzerten
Erfurt - Die Thüringer Bachwochen wollen zur Jubiläumsausgabe im kommenden Jahr 20 Konzerte an kleine Gemeinden im Freistaat verschenken. Das Klassikfestival wolle damit Musikveranstaltungen in Regionen bringen, die bislang im Programm noch nicht vorgekommen seien, teilte Festivalleiter Christoph Drescher am Dienstag mit. Orte, Gemeinden und Vereine könnten sich dafür mit Räumlichkeiten bewerben, die auch ungewöhnlich seien und in denen sonst nicht klassisch Kultur oder Veranstaltungen angeboten würden.
Das könnten beispielsweise Seniorenheime, Schulräume, ein leerstehendes Kulturhaus, ein ehemaliges Schwimmbad oder die Halle der Freiwilligen Feuerwehr sein, die dann von den Bachwochen mit Musik erfüllt werden. Das Festival schicke für den Veranstaltungstag eine Künstlerin oder einen Künstler auf Reisen. Der geplante Zeitraum für diese Konzerte sei vor dem Festival in der ersten Märzhälfte 2024. Die Veranstaltungen seien eintrittsfrei, um so viele Menschen wie möglich mit dem Kulturangebot anzusprechen.
Die Thüringer Bachwochen feiern im nächsten Jahr ihr 20. Jubiläum. Bei dem Festival können Gäste die von Musik Johann Sebastian Bach (1685-1750) an früheren Wirkungsstätten des Komponisten erleben. In der vergangenen Saison kamen 16 300 Besucher. Thüringen gilt als «Bachland»: Die Musikerfamilie Bach hatte im inzwischen zur Gemeinde Drei Gleichen gehörenden Wechmar ihren Stammort. Johann Sebastian Bach ist in Eisenach aufgewachsen, lebte in Ohrdruf und wirkte in Arnstadt, Mühlhausen und Weimar.
Musikfest Hamburg in Elbphilharmonie dreht sich um Krieg und Frieden
Hamburg - Die Hamburger Elbphilharmonie lädt auch 2024 wieder zu ihrem Internationalen Musikfest in das berühmte Konzerthaus und die Laeiszhalle ein. Zu den Klassik-Stars des gut fünfwöchigen Festivals gehören Sir Antonio Pappano, Christian Thielemann, Sir Simon Rattle, Janine Jansen, Elisabeth Leonskaja, Daniil Trifonov, Lang Lang und das Kronos Quartet, wie die Elbphilharmonie am Dienstag in Hamburg mitteilte. Die großen Hamburger Orchester und hochkarätigen Gäste widmen sich dabei vom 26. April bis zum 2. Juni dem Motto «Krieg und Frieden».
Für das Eröffnungskonzert am 26. und 27. April habe Chefdirigent Alan Gilbert das spätromantische Chorwerk «Friede auf Erden» von Arnold Schönberg ausgesucht. Neben dem NDR-Elbphilharmonie-Orchester steht dann auch Starbariton Thomas Hampson auf der Bühne und interpretiert Kurt Weills «Walt Whitman Songs».
Im weiteren Verlauf des Klassik-Festivals werden zudem das Melodram «Ein Überlebender aus Warschau», Schostakowitschs 8. Sinfonie und das «War Requiem» von Benjamin Britten aufgeführt. Das Naghash Ensemble Armenia kommt mit seinem Programm «Songs of Exile» nach Hamburg und die Dakh Daughters aus der Ukraine protestieren den Angaben zufolge mit einer Performance gegen den Überfall Russlands auf ihr Heimatland.
Weitere Höhepunkte sind eine von Kent Nagano in der Elbphilharmonie realisierte Originalklang-«Walküre» von Richard Wagner sowie eine aufwendige Neuproduktion von Olivier Messiaens einziger Oper «Saint François d'Assise» mit mehr als 250 Mitwirkenden.
Thielemann gefeiert - Konzert des designierten Generalmusikdirektors
Berlin - Geplant als erste musikalische Begegnung, gefeiert als künftiger Chef - Christian Thielemann und die Staatskapelle Berlin haben am Montagabend beim Konzert in der Staatsoper Unter den Linden für Beifallsstürme gesorgt. Der als Spezialist für Wagner und die Spätromantiker geltende Dirigent leitete das Orchester dabei für Anton Bruckners Sinfonie Nr. 5 in B-Dur erstmals als designierter Generalmusikdirektor der Staatsoper.
Der 64-Jährige, aktuell noch Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden, folgt auf Daniel Barenboim, der den Posten zu Beginn des Jahres krankheitsbedingt abgeben musste. Thielemann wird das Amt zur Saison 2024/2025 übernehmen.
Ursprünglich sollte das Konzert am Montagabend ein langfristig geplantes erstes Zusammentreffen von Thielemann und Staatskapelle sein. Dann überschlugen sich allerdings die Ereignisse. Zunächst sprang Thielemann bei einem Konzertabend im Juni vergangenen Jahres für seinen verletzten Kollegen Herbert Blomstedt ein. Neben Bruckner gab es dabei Wagner statt Mozart.
Ungleich dramatischer tat sich im September mit der Erkrankung des damaligen Generalmusikdirektors Barenboim eine Lücke auf. Auf dem Spielplan stand Wagners «Ring des Nibelungen», die Neuinszenierung der Staatsoper galt als Geschenk zum 80. Geburtstag Barenboims. Thielemann sprang für zwei Zyklen ein und übernahm auch Teile der Asienreise mit der Staatskapelle.
Entsprechend häufig wurde Thielemanns Name genannt, nachdem Barenboim das Amt aufgeben musste. Vor acht Wochen schließlich wurde der ehemalige Assistent als Nachfolger seines früheren Chefs gekürt.
Allerdings beginnt Thielemann seinen auf fünf Jahre geschlossenen Vertrag mit einem bereits prall gefüllten Terminkalender. Für die erste Saison etwa ist deswegen nur eine Opernpremiere vorgesehen. Erst 2025/26 ist die angestrebte enge Zusammenarbeit mit dem Orchester möglich. Ziel sind dann etwa 20 Opernabende.