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Der Goldene Hahn

Nikolai Rimski-Korsakows „Der Goldene Hahn“ an der Komischen Oper Berlin

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29.1.24: Veranstaltungen aktuell +++ Veranstaltungen

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Regieren im Liegen  - Koskys «Goldener Hahn» in Berlin gefeiert +++ Neues Tanzfestival in Hannover zählt 1800 Besucher +++ Viel Applaus für Rusalka-Premiere - Montavon nicht dabei +++ „Youngsters“ und Musik im Salzlager - Neustart bei Klavier-Festival +++ Pianist Levit gibt in Neubrandenburg Konzert gegen Antisemitismus

 

Regieren im Liegen  - Koskys «Goldener Hahn» in Berlin gefeiert

Berlin - Menschen schätzen die Alarmfunktion von Tieren, man denke beispielsweise an Hunde im Vorgarten. Der russische Komponist Nikolai Rimski-Korsakow (1844-1908) hat den Stoff um tierische Warnungen mit einem «Goldenen Hahn» nach einem Märchen von Alexander Puschkin (1799-1837) zu einer Oper gemacht. Das Spiel um Krieg, Liebe, Spott und Völlerei ist eine Steilvorlage für Barrie Kosky. Die Inszenierung des früheren Intendanten sorgte am Sonntagabend für eine mit viel Applaus bedachte Premiere in der Komischen Oper Berlin.

Zu Beginn der Inszenierung gibt der Astrologe (James Kryshak) die Richtung vor und verkündet im Prolog, dass er Märchenfiguren zum Leben erwecken wird: «Das Märchen ist erfunden, doch es enthält eine Lehre für alle guten Menschen.» Zu Beginn des ersten Aktes lebt König Dodon (Dmitry Ulyanov) in Saus und Braus, beim Schutz seines Reiches verlässt er sich auf einen goldenen Hahn, der ihm zudem das Regieren im Liegen empfiehlt. Als er im Verlauf selbst in die Auseinandersetzung gehen muss, passt die Rüstung kaum mehr - und dann kommt ihm auch noch die verführerische Königin von Schemacha (Kseniia Proshina) in die Quere.

Unter der musikalischen Leitung des neuen Generalmusikdirektors James Gaffigan macht Kosky die Koproduktion mit dem Festival d'Aix-en-Provence und der Opéra National de Lyon zu einem Bühnenspektakel, ohne dem Stoff die ernsten Teile zu rauben. Er bedient sich dabei immer wieder sehr bildhafter Elemente, bricht Opernklischees und verleiht mit seiner Komik dramatischen Momenten zeitgenössische Leichtigkeit.

 

Neues Tanzfestival in Hannover zählt 1800 Besucher

Hannover - Das neue Tanzfestival Real Dance in Hannover hat sich aus Veranstaltersicht als Erfolg erwiesen. Über 1800 Menschen hätten die rund 15 Veranstaltungen des neuen Festivals bis zum Sonntag besucht, sagte Festivalleiterin Melanie Zimmermann am Sonntag. «Die erste Ausgabe des Real Dance Festivals können wir voller Stolz einen herausragenden Erfolg nennen.» Die Auslastung habe bei 94 Prozent gelegen. Bei den Veranstaltungen mit freiem Eintritt wurden rund 600 Besucherinnen und Besucher gezählt. Auf den Bühnen waren fünf Tage lang Choreografien aus Indien, dem Iran, Österreich, Portugal und Frankreich zu sehen.

Das Real Dance Festival, das am Mittwoch begann, folgte dem Festival Tanztheater International nach, das nach 38 Jahren im Herbst 2022 zu Ende ging. Das neue Festival sollte früheren Angaben zufolge den Austausch sowohl etablierter Künstlerinnen und Künstler als auch des Nachwuchses fördern. Ein Highlight sollte der «Cosmic Nights Kiki Ball» sein, eine Hommage an die Ende der 1960er-Jahre in New York etablierte Ballroom-Kultur.

Die Festivalleiterin und Dramaturgin Zimmermann arbeitete für Film und Fernsehen, bevor sie Kultur- und Tanzwissenschaften studierte. Seit 2010 arbeitete sie als Tanzdramaturgin und Kuratorin am Veranstaltungsort Kampnagel in Hamburg. Im März hatte sie angekündigt: «Wir werden Tanz in all seinen diversen Facetten zeigen.» Im kommenden Jahr ist das Real Dance Festival für die Zeit vom 29. Januar bis 2. Februar geplant.

 

Viel Applaus für Rusalka-Premiere - Montavon nicht dabei

Erfurt - Es war die wahrscheinlich letzte Inszenierung von Guy Montavon als Generalintendant des Erfurter Theaters: Die lyrische Oper Rusalka von Antonin Dvorák und Jaroslav Kvapil erlebte am Samstag eine erfolgreiche Premiere in Erfurt. Beim langen Schlussapplaus des Publikums fehlte Montavon, der bei der Inszenierung Regie geführt hatte. Nach seiner Beurlaubung am 19. Januar, die inzwischen wieder aufgehoben wurde, kam Montavon nicht auf die Bühne. Den Feinschliff des Stücks in den Tagen vor der Premiere hatten andere für ihn übernommen.

Die Oper, bei der es um die tragische Geschichte des Wasserwesens Rusalka geht, das ein Mensch sein will, weil es sich in einen Prinzen verliebte, lebte neben den mit viel Beifall bedachten Hauptdarstellern Ilia Papandreou (Rusalka) und Ewandro Stenzowski (Prinz) von einem originellen Konzept: Videoeffekte holten die Unterwasserwelt ins Opernhaus, das Bühnenbild bot dem Ensemble drei verschiedene Spielebenen.

Montavon war von der Stadt nach Vorlage eines Untersuchungsberichts zu Vorwürfen über mutmaßliche sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch am Erfurter Theater kurzfristig beurlaubt worden. Gegen wen sich die Vorwürfe konkret richten, ist bisher ebenso wenig bekannt wie der Umfang der Vorwürfe. Am Freitag hatte die Stadt dann mitgeteilt, die Beurlaubung sei aufgehoben. Montavon solle bis Ende der Spielzeit 2023/24 Generalintendant des Theaters bleiben. Bis dahin würde eine neue Struktur geschaffen und sein Amt entfallen.

Stadtratsfraktionen kündigen Widerstand an

Voraussichtlich am Mittwoch will sich der Erfurter Stadtrat damit befassen - dabei soll es auch um eine neue Organisation des Theaters gehen. Eigentlich sollte der Vertrag von Montavon, der mehrfach verlängert worden war, bis 2027 laufen.

Im Vorfeld der Sitzung kündigten bereits zwei Stadtratsfraktionen ihren Widerstand gegen das Vorgehen der Stadtspitze an. «Mit uns wird es keine Rehabilitierung von Guy Montavon geben. Dass er noch einmal auf einer Erfurter Bühne steht und Applaus empfängt, ist undenkbar», sagte Jana Rötsch von der Fraktion Mehrwertstadt am Samstag laut Mitteilung.

Auch Grünen-Stadträtin Laura Wahl erklärte im Namen ihrer Fraktion: «Guy Montavon ist als Intendant nicht mehr tragbar.» Auch in beratender Funktion wollen ihn weder die Grünen-Fraktion noch die Fraktion Mehrwertstadt sehen.

 

„Youngsters“ und Musik im Salzlager - Neustart bei Klavier-Festival

Essen - Das renommierte Klavier-Festival Ruhr plant in der ersten Spielzeit der neuen Intendantin Katrin Zagrosek einen Neustart mit vielen neuen Gesichtern und ungewöhnlichen Konzertorten. So werde erstmals in einer zum Veranstaltungshalle umgebauten Kirche in Gelsenkirchen-Ückendorf musiziert, wie die Intendantin am Freitag bei der Programm-Pressekonferenz ankündigte.

Der finnisch-kubanische Pianist Anton Mejias gibt sein Festival-Debüt mit Bachs «Wohltemperiertem Klavier» im ehemaligen Salzlager der Essener Zeche Zollverein. Die einstige Zeche avanciert zum wichtigsten Konzertort des Festivals.

Zagrosek hat die Intendanz zum Jahresbeginn übernommen - nach fast 30 Jahren unter der Leitung ihres Vorgängers Franz Xaver Ohnesorg und als erste Frau auf dem Posten.

Zu den 66 Konzerten des rein privat finanzierten Festivals kommen zwischen Ende April und Mitte Juli wieder sehr bekannte Künstler wie Sir András Schiff, Hélène Grimaud oder Igor Levit. Daneben treten aber auch 23 meist junge Pianistinnen und Pianisten das erste Mal auf.

Inhaltliche Schwerpunkte des Festivals sind unter anderem die Klavierkonzerte von Sergei Prokofjew, gespielt von Jan Lisiecki, und eine «Mozart-Expedition» mit dem in den USA geborenen Pianisten Kit Armstrong sowie eine dreiteilige Konzertreihe zum italienischen Komponisten Ferruccio Busoni (1866-1924).

«Konzerte sind Seelennahrung - das brauchen wir in der jetzigen Zeit besonders dringend», sagte Zagrosek. Zugleich wolle sie die Ergebnisse des Festival-Education-Programms - musikalische Frühbildung in Grundschulen und Kitas in sozial problematischen Vierteln des Ruhrgebiets - nach außen sichtbarer machen. So beginnt das Eröffnungskonzert am 26. April in der Duisburger Mercatorhalle mit einer Tanzvorführung von Schülern aus Duisburg-Marxloh.

 

Pianist Levit gibt in Neubrandenburg Konzert gegen Antisemitismus

Neubrandenburg - Mit einem Konzert will der Pianist Igor Levit in Neubrandenburg ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen. Unter dem Titel «Gegen das Schweigen. Gegen Antisemitismus.» spielt Levit am 24. Februar in der Neubrandenburger Konzertkirche, wie die Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz (TOG) am Donnerstag mitteilte.

Levit hatte im November einen Solidaritätsabend in Berlin mitinitiiert, bei dem neben Levit unter anderem die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer oder die Rockband Die Toten Hosen aufgetreten waren. Schauspieldirektor Maik Priebe griff laut TOG die Initiative auf und holt Levit nach MV.

Neben Musik soll es auch Literatur geben. Außer Levit werden demnach Schauspielerin Nina Gummich, Brecht-Enkelin Johanna Schall, Mitglieder des Schauspielensembles, des Musiktheaters und der Neubrandenburger Philharmonie sowie weitere Gäste das Programm gestalten. Der Erlös der Eintrittsgelder werde gespendet an das Netzwerk für Demokratie und Courage Mecklenburg-Vorpommern.

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