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Alle Artikel kategorisiert unter »Musikkritik«
Lasst uns froh und munter sein
02.12.22 (Gordon Kampe) -
Vor ein paar Jahren besuchte ich in einer römischen Vorstadtkirche die Messe zur Osternacht. Weit und breit kein Vatikanischer Pomp. Ein Plastikklavier, basta cosí. Neben mir eine uralte Nonna. Als sie mir das Kerzchen anzündete, fiel sie mir jubelnd um den Hals und lachte mir zahnlos ins Herz. Wer jetzt, peinlich berührt, die Augen verdreht, mag sich eine Mahlzeit in der Mikrowelle aufwärmen. Missionieren mag ich nicht, aber die Anekdote erinnerte mich daran, dass auch Musik gelegentlich „Freude“ bringen kann. Grundlose Freude. Nur ich, habe ich den Eindruck, „darf“ mich beim Komponieren „neuer Musik“ nicht freuen. Sie muss freudlos bleiben, wenn sie sich nicht der „Harmlosigkeit“ verdächtig machen will.
Das Comeback eines Musikkritikers?
05.05.22 (Philipp Lojak) -
Einmal ein Musikstück von Brahms oder Liszt so erleben, wie es im 19. Jahrhundert die Zeitgenossen gehört haben mussten – das wäre etwas! Nun gibt es zwar keine Zeitmaschine, um uns in diese Zeit zu bugsieren, dafür aber eine neu erschienene Studie über die Musikkritiken im Dresdner Feuilleton 1864 bis 1889. Theresa Henkel widmete sich in ihrer Dissertation den Texten des Musikschriftstellers und seinerzeit geschätzten, heute aber weitgehend vergessenen Liederkomponisten Carl Banck (1809–1889). Damit setzt sie Grundsteine für die Erforschung der Musikrezeption in den deutschen Tageszeitungen und zeigt, wie wichtig das musikalische Feuilleton in der Mediation zeitgenössischer Diskurse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war. Für den Leser ist dies eine Gelegenheit, in die spannende Gedanken- und Erlebniswelt eines Zeitgenossen von Richard Wagner einzutauchen.
Päpste, Quengler, Analytiker, Gegen-Ästhetiker
26.10.21 (Gerhard R. Koch) -
„Vorne auf den Sesseln die Kritiker, entstellt von ihrer Eitelkeit.“ So giftig beschrieb Gottfried Benn 1928 die Eröffnung der Berliner literarischen „Saison“ – und lieferte zugleich das Zerrbild eines Berufs: meist ältere Herren, restlos durchdrungen von ihrer eminenten Bedeutung, und mehr auf ihre eigenen Urteile und Formulierungen als auf Kunst wie Künstler fixiert. Um den Kritiker als Feindfigur zu denunzieren, bediente sich das deutsche Bildungsbürgertum gerne aus dem Goethe-Steinbruch mit windschiefen Zitaten: „Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.“ bezieht sich gerade nicht auf einen Kunstrichter, sondern auf einen über das Essen des Gastgebers Mäkelnden.
Polarisieren statt spalten – Kein Legato ist illegal
18.11.20 (Martin Hufner) -
Der Skandal gehört zur Kunst wie die Polemik zur Kunstkritik. Auch das Starwesen gehört in unserer Zeit nach wie vor dazu wie die Installation von Kritiker*innen-Päpst*innen seitens der Tages-, Publikums- und Fachpresse. Künstler*innen werden hochgejazzt und heruntergeschrieben. Das Ganze nennt sich Kunstzirkus und dient dem Geschäft – manchmal auch dem Kunstgenuss oder der Kunsterkenntnis.
Vor 11 Jahren gestorben: Erinnerung an Reinhard Schulz
24.07.20 (Martin Hufner) -
Vor elf Jahren am 24. Juli 2009 verstarb Reinhard Schulz, unser leitender Redakteur für Musik und Kultur, nach langer und schwerer Krankheit. Er fehlt uns immer noch und immer wieder, wenn gerade die politische und kulturelle Welt deutlich aus den Fugen gerät.
Kommunikation auf allen Kanälen
28.02.19 (Carla Maria Bangert) -
Um unseren Themenschwerpunkt Musikjournalismus (siehe nebenstehendes Editorial unseres Herausgebers sowie die Seiten 3 und 17 bis 19) nicht zur reinen Nabelschau verkommen zu lassen, haben wir eine junge Autorin danach gefragt, warum sie Musikjournalismus studiert und worin sie dessen Aufgaben sieht. Ein Perspektivenwechsel:
Rückblick auf ein gelebtes Medien-Märchen
30.01.19 (Hans-Jürgen Linke) -
Im Dezember 2018 ist der Musikkritiker und Publizist Hans-Klaus Jungheinrich gestorben, der von 1968 bis 2003 Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Rundschau war und zum immer noch nachhallenden Ruf dieses Ressorts und dieser Zeitung Erhebliches beigetragen hat. Jungheinrich war zudem Mitherausgeber der Zeitschrift „Musica“, Veranstalter von Symposien zu Komponisten der Gegenwart, dazu Autor und Herausgeber einer stattlichen Zahl von Büchern über Komponisten, Neue Musik, Musiktheater und über das Dirigeren.
Make-News
02.09.18 (Theo Geißler) -
Einer der wenigen Irrtümer des ansonsten so treffsicheren, begnadeten Kabarettisten Georg Kreisler dürfte sich in der Chansonzeile manifestieren: „Heute findet jede Zeitung größere Verbreitung durch Musikkritiker“. Einige wenige der meist noch auflagenstärkeren „seriösen“ Blätter leisten sich für dieses Ressort studierte festangestellte Fachkräfte. Meist werden die Klassik-Konzert- und Opern-Pressekarten großzügig auch bei immer noch recht auflagen- und ertragsstarken regionalen Print-Produkten in ein Volontariat gestreut, dessen Studienkompetenz von abgebrochener Tiermedizin bis Sozialwissenschaften, 41. Semester, reicht.
