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Alle Artikel kategorisiert unter »Premiere«
Betrogen vom alten Körper – Uraufführung der Kammeroper „Blühen“ in Frankfurts Bockenheimer Depot
23.01.23 (Wolf-Dieter Peter) -
Hoffentlich löst das Werk keinen shit storm aus, wird zum Skandalon und bringt alle Beteiligten in Bedrängnis… Da schreibt schon dieser Nobelpreisträger Thomas Mann 1953 eine Novelle über „die Betrogene“ – und dann greifen zwei lebende Männer mitten im Gender-Zeitalter den Stoff auf! Wer denkt da nicht an den Amanda-Gorman-Skandal? Librettist Händl Klaus und Komponist Vito Žuraj formen nämlich sogar Monatsblutung und Eisprung zur Kammeroper – da kann nur ein gnädiger Tod das Ende bilden!
Bierernst? Von wegen! – Uraufführung von Daniel Behles Bier-Operette „Hopfen und Malz“ in Annaberg-Buchholz
22.01.23 (Joachim Lange) -
Mit ihren Ausgrabungen haben das Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz und sein umtriebiger Intendant Moritz Gogg schon öfter Furore gemacht. Von Ralph Benatzkys „Der reichste Mann der Welt“ bis zum überraschend italienischen „Falstaff“ des Briten William Balfe. Die Uraufführung eines Werkes, das gerade fertig geworden ist, setzt aber nochmal eins drauf. Noch dazu, wenn es eine Operette ist, die, sogar mit Ohrwürmern, sofort beim Publikum zündet.
Szenisch beachtlich, sängerisch spektakulär: Verdis „Macbeth“ am Theater Regensburg
22.01.23 (Juan Martin Koch) -
Als dritte Regiearbeit hat die Sängerin Angela Denoke am Theater Regensburg Giuseppe Verdis „Macbeth“ inszeniert. Sie kann sich dabei auf ein exzellentes Gesangsensemble und einen fabelhaften Chor stützen, setzt aber auch eigene Akzente. Juan Martin Koch berichtet von der umjubelten Premiere:
Tod und Party-Kuscheln – Mark Simpsons schwule Club-Oper „Pleasure“ in Erfurt
22.01.23 (Roland H. Dippel) -
Mark Simpsons Auftragsoper für die Opera North, Aldeburgh Music und the Royal Opera House London (2016) erlebt im Studio des Theaters Erfurt ihre kontinentale Erstaufführung. Bei der interaktiven Produktion wird das Publikum zu Gästen des GLBTIQ-Clubs „Pleasure“. Katja Bildt, Robin Grunwald, Emanuel Jessel und Kammersänger Máté Sólyom-Nagy als Dragqueen Anna Fewmore liefern ein bitteres Drama nach dem altgriechischen Hephaistos-Mythos. Ein prickelnder wie emotionaler Beitrag zur „griechischen Spielzeit“ am Theater Erfurt.
Abgrundlos in der Tiefe der Bühne – Nico Muhlys Oper „Marnie“ am Theater Freiburg
15.01.23 (Georg Rudiger) -
Wer ist Marnie? Eine skrupellose Serienräuberin, die das Vertrauen ihrer Vorgesetzten missbraucht, um sich persönlich zu bereichern? Eine unterdrückte Tochter, deren Handeln Folge eines kindlichen Traumas ist? Oder einfach eine selbstbewusste und unabhängige Aufsteigerin, die ihren eigenen Weg in der Männerwelt geht? Nico Muhlys zweiaktige Oper „Marnie“ nach dem gleichnamigen Roman von Winston Graham (Libretto: Nicholas Wright) legt sich nicht eindeutig fest.
Es wurde auch geschnarcht – Nikolai Rimski-Korsakows „Märchen vom Zaren Saltan“ in Hannover
15.01.23 (Dieter David Scholz) -
„Es ist schon klar, was die Regisseurin Eva-Maria Höckmayr beabsichtigt. Aber es vermittelt sich nicht in der verrätselten, symbolschwangeren, dazu in beliebigem Hier und Heute angesiedelten Ambiente ohne Atmosphäre …. Qualm ist das einige, was die öde und dröge Inszenierung belebt,“ meint unser Kritiker Dieter David Scholz. Viel Rauch um Etwas? Musikalisch hingegen beglücke die Aufführung.
Zwischen Realität und Illusion – Uraufführung von Johannes Harneits „Silvesternacht“ an der Staatsoper Hamburg
06.01.23 (Ute Schalz-Laurenze) -
Die Romantik ist die Epoche, die den Komponisten Johannes Harneit immer wieder anzieht mit ihren wichtigsten Metaphern, dem Spiegel und dem Schatten. Und natürlich deren literarischen Verarbeitungen wie im Werk von E.T.A. Hoffmann und Adalbert von Chamisso. Es geht in der nun uraufgeführten „Silvesternacht“ wieder um den romantischen Menschen, um Menschen, die zerbrechen an der Spannung von Realität und Illusion auf der einen und Utopie auf der anderen Seite.
Unverwüstlich – Die „Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán in Halberstadt
02.01.23 (Joachim Lange) -
Wenn schon die Ouvertüre der „Csárdásfürstin“ eine Dosis Pusta- beziehungsweise Ungarnklischee verströmt, dann steht hier keineswegs eine heute so übereifrig kritisierte „kulturelle Aneignung“ ins Haus. Emmerich Kálmán (1882-1953) war Ungar. Neben Franz Lehár, einer der Begründer und Protagonisten der sogenannten silbernen Operettenära. Da er 1882 in Siófok geboren wurde, war er sogar ein original k.u.k. also ein österreich-ungarisches Gewächs. Von seinen zahlreichen Operetten gehören die „Csárdásfürstin“ (1915) und „Gräfin Mariza“ (1924) zum Tafelsilber des Operettenrepertoires.
Oper-Orchidee in Erl – „Francesca da Rimini“ von Saverio Mercadante
29.12.22 (Wolf-Dieter Peter) -
Komponisten und Opern teilen oft Schicksalsschläge. Der 1795 getaufte Saverio überlebte die kriegerische Plünderung Neapels 1799 nur, weil seine ledige Mutter mit ihm aus der Stadt geflohen war. Der anschließend ausgezeichnet ausgebildete und dann später europaweit bekannte Komponist Mercadante schied im Streit um Sopran-Star Adalaide Tosi als Francesca 1830 aus der Oper von Cadiz – Werk unaufgeführt. 1831 führte der Tod des Mailänder Scala-Intendanten zur Absetzung – Werk unaufgeführt. Dann: Werk verschollen – Wiederentdeckung der Partitur 2011 (!) in Bologna – Uraufführung 2016 beim Festival Valle d’Itria – nun Tiroler Winterfestspiele in Erl.
Magie der Bilder – „Don Pasquale“ bei den Tiroler Festspielen Erl
28.12.22 (Roland H. Dippel) -
Melancholischer Volltreffer. Mit zwei Jahren Corona-Verzögerung kam im Festspielhaus Erl Caterina Panti Liberovicis Inszenierung von „Don Pasquale“ heraus. Giuliano Carella zeigte zu ihren morbiden Commedia dell'arte-Reminiszenzen, was in Gaetano Donizettis letzter Opera buffa an berührenden Schmelz- und Herztönen steckt. Donato di Stefano macht den zu oft als Polterpartie missverstandenen Pasquale zu einer lyrischen Paraderolle, Bianca Tognocchi ist eine souveräne und schlichtweg ideale Norina.
Roland H. Dippel
