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Alle Artikel kategorisiert unter »Premiere«
Oper-Orchidee in Erl – „Francesca da Rimini“ von Saverio Mercadante
29.12.22 (Wolf-Dieter Peter) -
Komponisten und Opern teilen oft Schicksalsschläge. Der 1795 getaufte Saverio überlebte die kriegerische Plünderung Neapels 1799 nur, weil seine ledige Mutter mit ihm aus der Stadt geflohen war. Der anschließend ausgezeichnet ausgebildete und dann später europaweit bekannte Komponist Mercadante schied im Streit um Sopran-Star Adalaide Tosi als Francesca 1830 aus der Oper von Cadiz – Werk unaufgeführt. 1831 führte der Tod des Mailänder Scala-Intendanten zur Absetzung – Werk unaufgeführt. Dann: Werk verschollen – Wiederentdeckung der Partitur 2011 (!) in Bologna – Uraufführung 2016 beim Festival Valle d’Itria – nun Tiroler Winterfestspiele in Erl.
Magie der Bilder – „Don Pasquale“ bei den Tiroler Festspielen Erl
28.12.22 (Roland H. Dippel) -
Melancholischer Volltreffer. Mit zwei Jahren Corona-Verzögerung kam im Festspielhaus Erl Caterina Panti Liberovicis Inszenierung von „Don Pasquale“ heraus. Giuliano Carella zeigte zu ihren morbiden Commedia dell'arte-Reminiszenzen, was in Gaetano Donizettis letzter Opera buffa an berührenden Schmelz- und Herztönen steckt. Donato di Stefano macht den zu oft als Polterpartie missverstandenen Pasquale zu einer lyrischen Paraderolle, Bianca Tognocchi ist eine souveräne und schlichtweg ideale Norina.
Roland H. Dippel
Politik mit Sex, Stolz und Schmerz: Donizettis „Maria Stuarda“ in Genf
22.12.22 (Roland H. Dippel) -
Teil zwei von Gaetano Donizettis Tudor-Trilogie mit den unabhängig voneinander entstandenen Opern „Anna Bolena“ (Mailand 1830), „Maria Stuarda“ (Neapel 1834/Mailand 1835) und „Roberto Devereux“ (Neapel 1837) am Grand Théâtre de Genève. Stéphanie d'Oustrac brilliert als „Maria Stuarda“ mit kalkulierter Exaltation. Elsa Dreisig verkörpert in allen drei Produktionen Königin Elizabeth I. von England. Mariame Clément inszeniert mit einem dezidiert fraulichen Blick und sucht nach Stringenz zwischen den drei Opern. Andrea Sanguineti dirigiert weniger dramatisch als bei „Lucrezia Borgia“ in Essen.
„Elektra“ in Münster: Regietheater, wie es nicht sein soll – Und Prof. Boerne klimpert dazu
21.12.22 (Christoph Schulte im Walde) -
Mit Beginn der Spielzeit 2022/2023 übernahm Katharina Kost-Tolmein die Intendanz des Theaters Münster. Ihr erstes Projekt: Neuproduktionen in allen Sparten, die sich dem antiken Atridenmythos widmen. Im Tanztheater gab es bereits die „Furien“, im Schauspiel die „Orestie“, im Musiktheater die selten gespielte Oper „Leben des Orest“ von Ernst Křenek. Und nun folgte die Premiere der „Elektra“ von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Hier geht es um Macht, Gewalt und vor allem um Rache! Der Stoff also, aus dem Strauss große Oper macht.
Der Triumph des Bösen – Die Neuproduktion von Verdis „Otello“ wurde an der Oper Leipzig bejubelt
18.12.22 (Joachim Lange) -
Wer die Chemnitzer „Walküre“ des von weiblich geführten Teams inszenierten Rings in Erinnerung hat, hat beim neuen „Otello“ in Leipzig ein Déjà-vu. Zumindest, was den dramaturgischen Ehrgeiz und die szenische Machart der niederländischen Walküre-Regisseurin Monique Wagemakers betrifft. Die hat sich jetzt Verdis, an der Mailänder Scala 1887 uraufgeführten Opernwurf aus der reifen Phase seines Schaffens vorgenommen. Zum Glück für die Nachwelt hatte der große Italiener sich überreden lassen, noch einmal einen Shakespearestoff zu veropern. In einigen Sequenzen blitzt denn auch schon mal sein „Falstaff“ auf, der sein wirklich letztes Wort in Sachen Oper wurde.
Wo Leoš Janáčeks Farben subtil und detailverliebt funkeln – „Das schlaue Füchslein“ in Gelsenkirchen
17.12.22 (Christoph Schulte im Walde) -
Die Advents- und Weihnachtszeit ist an den Opernhäusern auch immer die Zeit der Märchenopern für die ganze Familie. „Das schlaue Füchslein“ von Leoš Janáček im Gelsenkirchener Musiktheater hat das Zeug dazu, in dieser Saison diese Funktion zu übernehmen – trotz der Tatsache, dass hier keine „Heile Welt“ zu erleben ist, eher das Gegenteil.
Tristans Liebestod – Die Uraufführung von Charles Tournemires „La Légende de Tristan“ in Ulm
16.12.22 (Roland H. Dippel) -
Fast 100 Jahre nach ihrer Entstehung brachte das Theater Ulm die Uraufführung der Oper „La Légende de Tristan“ des französischen Orgelvirtuosen und Symphonikers Charles Tournemire (1870-1939) heraus. Wie vieles vom Beginn des 20. Jahrhunderts ist dieses faszinierende wie imposante Opus, dessen Text Albert Pauphilet (1884-1948) nach Joseph Bédiers Roman-Adaption „Tristan und Isolde“ (1900) entwickelt hatte, der weitgehend, aber nicht ganz gelungene Versuch, aus dem Schatten von Wagners übermächtigem Musikdrama herauszutreten.
Nicht gefüllt und leicht zerbrochen – Philippe Boesmans’ letzte Oper „On pourge Bébé“ in Brüssel uraufgeführt
15.12.22 (Joachim Lange) -
Es war eine nette Geste der Applausregie: Als alle Protagonisten den wohlverdienten Beifall in der voll besetzten La Monnaie Oper in Brüssel nach der Uraufführung von Philippe Boesmans’ posthum uraufgeführter Oper „On pourge Bébé“ entgegennahmen, erschien im Hintergrund in der Höhe der dort befindlichen Tür, lächelnd der Komponist persönlich und reihte sich sozusagen aus dem Jenseits ein.
Korrektur am Tschaikowsky-Repertoire – „Die Zauberin“ bezaubert, beeindruckt und gehört in die Spielpläne
13.12.22 (Wolf-Dieter Peter) -
Für einen Gutteil der Besucher gehören „Oper“ und Politik“ nicht zusammen, ja sogar sauber getrennt. Doch mitunter sind beide untrennbar miteinander „verwoben“ – was zu vornehm klingt: eher gezielt miteinander gestaltet, ja durch die Zeitumstände sogar untrennbar. Das gilt für Tschaikowsky und seine 1887 uraufgeführte „Zauberin“ ganz besonders.
Speculum oder spekulatives Spektakel? – Eine Live XR-Oper im Bonner Kunstmuseum
12.12.22 (Guido Krawinkel) -
Am dritten Adventswochenende hatte man die Wahl: Speculum oder Speculatius? Mutige Opernavantgarde oder doch lieber gemütliche Weihnachtsromantik – jedenfalls wenn man den Ankündigungen glauben durfte. Und die versprachen sehr vollmundig eine „interaktive Live XR-Oper“, also nicht nur szenisches Musiktheater, sondern auch noch live und in eXtended Reality.
