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Alle Artikel kategorisiert unter »19. Jahrhundert«
Vom Scheitern des Ideals - Die Tiroler Festspiele Erl bieten Ernest Chaussons „Le Roi Arthus“
24.07.22 (Wolf-Dieter Peter) -
Auch in der sich als Wagner-Hochburg verstehenden Region um das Festspielhaus Erl scheint leider zu gelten „Was der Wagnerianer nicht kennt…“: „Walküre“ ausverkauft – „Roi Arthus“: für die Premiere und auch für die beiden kommenden Aufführungen eine Menge unverkaufter Karten. Dabei galt der 1855 in Paris geborene Ernest Chausson lange Jahre als der französische Wagnerianer schlechthin.
Veredelte Neufassung - Umberto Giordanos „Siberia“ bei den Bregenzer Festspielen 2022
22.07.22 (Wolf-Dieter Peter) -
Die bewährte „Bregenzer Dramaturgie“, neben Populärem auf der Seebühne im Festspielhaus bislang verkümmerte Opernpflänzchen zum Blühen zu bringen, führte diesmal zu einer Neufassung. Denn das Werk hat es bislang schwer auf der Bühne. Die 1903 uraufgeführte „Siberia“ war Giordanos dritte Oper. Seine Komposition findet zwar über flüssig verarbeitete russische Folklore und orthodoxe Chor-Klänge zu Partien dramatischer Italianitá und zwei schwelgerischen Duetten der Liebenden. Aber das Libretto Luigi Illicas besitzt Schwächen.
Ausgefuchst dialektisch: „Nabucco“ als verbitterte Sommeroper in Erfurt
17.07.22 (Roland H. Dippel) -
Regisseurinnen und Regisseure lassen sich, inspiriert durch den groben Prankenschlag Giuseppe Verdis in seinem ersten internationalen Erfolg von 1842, von Rostock bis Straubing zu szenischen Gewalteskalationen inspirieren. Temistocle Solera hatte in seinem Textbuch nach dem Schauspiel „Nabuchodonosor“ von Auguste Anicet-Bourgeois und Francis Cornu den alttestamentarischen Stoff über die in babylonische Gefangenschaft verschleppten Juden sehr frei und knapp behandelt. In Erfurt machte Intendant Guy Montavon daraus eine Studie, wie porös und verwundbar die Haut der Zivilisation über dem Fleisch der Antihumanität ist. Keine unbeschwerte Sommeroper also, bei der die hochdramatischen Hauptpartien von der Premierenbesetzung erfreulich gut und stark gesungen werden.
Den Kern freilegen: Yannick Nézet-Séguin mit Brahms und den Schumanns bei den Sommerfestspielen Baden-Baden
12.07.22 (Georg Rudiger) -
„Johannes kam heute Abend und spielte mir den ersten Satz seiner zweiten Symphonie D-Dur vor, der mich hoch entzückte. Ich finde ihn in der Erfindung bedeutender als den ersten Satz der ersten Symphonie“, notiert Clara Schumann in ihrem Haus in Lichtental bei Baden-Baden am 3. Oktober 1877 in ihr Tagebuch. Sie prophezeit dem Werk „durchschlagenden Erfolg“ – und sollte Recht behalten. Seit der Uraufführung am 30. Dezember 1877 in Wien ist das lichte Werk Brahms‘ beliebteste Symphonie geblieben.
Menschen und Götter gefühlt ganz nahe – Brigitte Fassbaenders „Walküre“-Inszenierung in Erl
10.07.22 (Wolf-Dieter Peter) -
Was wären Festspiele ohne Wagner – und Wagner: das bedeutet in vielen Theatern Überwältigung durch die Musik aus dem Orchestergraben und fulminante Aktion auf der hochtechnisierten Bühne dahinter. Im Erler Passionsspielhaus ist dieses Verhältnis umgedreht: Hinten das Orchester auf einer hohen Tribüne, durch einen Gazevorhang zu ahnen; eine breite Spielfläche, direkt vor dem Publikum, mit sehr begrenzten technischen Möglichkeiten. Genau daraus hat die Wagner- und „Walküre“-erfahrene Brigitte Fassbaender faszinierenden Gewinn gezogen – und Ovationen geerntet.
Musikmanie im Norden – Das Eröffnungskonzert zum SHMF in Lübeck mit Igor Levit
06.07.22 (Arndt Voß) -
Das Schleswig Holstein Musik Festival oder kurz SHMF hat nach zweijährigen Corona-Zwängen endlich ein Eröffnungskonzert in normaler Form hinter sich, traditionell wieder in Lübecks Musik- und Kongresshalle. Die trägt seit fast 30 Jahren das aus ihrem langen Namen gebildete Kürzel, ist einfach nur die MuK, war es auch in den letzten beiden Jahren, in denen sie als größte Impfhalle im Lande diente.
Szenisch zu wenig fokussiert, musikalisch stark – Giuseppe Verdis „Macbeth“ in Freiburg
04.07.22 (Georg Rudiger) -
Ein Herrscher, dessen Gier nach Macht unersättlich ist, der buchstäblich über Leichen geht und einen Flüchtlingsstrom auslöst. Macbeth zieht eine Blutspur hinter sich und scheint in seinem Wahn von niemandem gestoppt werden zu können. Sicherlich hätte der ukrainische Regisseur Andriy Zholdak diese Geschichte am Freiburger Theater ganz aktuell erzählen können, aber ein Foto eines zerstörten Hochhauses, das aus der Ukraine stammen könnte und vor dem dritten Akt von Giuseppe Verdis Oper auf der Leinwand zu sehen ist, bleibt der einzige Bezug zum von Wladimir Putin befohlenen Krieg Russlands gegen sein Heimatland.
„Die Wahrheit hat hier niemand gepachtet“ – Valentin Schwarz im Gespräch über seine Bayreuther Ring-Inszenierung
02.07.22 (Joachim Lange) -
Die Überraschung war groß, als Katharina Wagner Ihr Team für den neuen Ring präsentierte: Den jungen Regisseur Valentin Schwarz und den Dirigenten Pietrai Inkinen hatten selbst die Insider nicht auf der Agenda. Nur der legendäre Seiteneinsteiger für den „Jahrhundertring“ 1976 war noch ein wenig jünger als Schwarz. Wenn Corona nicht dazwischen und der Ring planmäßig 2020 über die Bühne gegangen wäre, dann hätte Valentin Schwarz Patrice Chéreau – in diesem Punkt – sogar noch überholt. Jetzt kommt die Nachfolge-Inszenierung, die auf Frank Castorfs Ring folgt mit Verspätung auf die Bühne. Joachim Lange traf Valentin Schwarz einen Monat vor der Premiere in Bayreuth.
