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Alle Artikel kategorisiert unter »Premiere«

Lübeck: Benjamin Brittens „Albert Herring“ als munteres Initiationsspiel

14.03.23 (Arndt Voß) -
Am Lübecker Theater ist der englische Regisseur Stephen Lawless zu einer Art Hausregisseur geworden. Sein hoch geschätzter „Figaro“ Ende Januar, leicht und mit treffenden Akzenten auf der Bühne und im Graben, beweist, dass er nicht nur Benjamin Britten kann. Dessen „Owen Wingreve“ hatte vor zwei Jahren und „The Turn of the Screw“ im letzten die Zuschauer begeistert. Nur eineinhalb Monate nach dem Mozart folgte jetzt „Albert Herring“, Brittens einziges Werk mit dem Zusatz komisch, dafür eines der drei Werke, die als Kammeropern deklariert sind. Das nahm das Theater Lübeck, das immer mal wieder Britten im Programm hatte, zum Anlass, daraus eine Trilogie zu erarbeiten. Pikanter Knackpunkt: Ein Brite sollte das tun. Man holte den erfahrenen Stephen Lawless, der seine Sicht auf Benjamin Britten nun am 10. März 2023 abrundete.

Zeitlupen-Maschine – „Cosi fan tutte“ an der Komischen Oper Berlin

13.03.23 (Dieter David Scholz) -
Als Kirill Serebrennikov „Cosi fan tutte“ 2018 am Opernhaus Zürich insze­nierte, sass er noch in Russland im Hausarrest und sein Assistent Evgeny Kulagin leitete (über anwaltlich vermittelte Video-Botschaften) die Proben.  Für die Berliner Fassung dieser Koproduktion mit der Komischen Oper führte Serebrennikov nun zum ersten Mal in persönlicher Anwesenheit Regie. Es ist der Auftakt einer mit ihm geplanten Da Ponte-Trilogie an der Komischen Oper.

Musiktheaterereignis – Gordon Kampes „Dogville“ am Aalto-Musiktheater in Essen

12.03.23 (Stefan Drees) -
Um zwei Jahre hat sich, bedingt durch die Folgen der Corona-Pandemie, die ursprünglich für Frühjahr 2021 vorgesehene Uraufführung von Gordon Kampes Oper „Dogville“ am Aalto-Musiktheater in Essen verschoben. Am vergangenen Samstag erblickte das Stück endlich das Licht der Welt und entpuppte sich als musikalisch-szenischer Donnerschlag.

Bedingt überzeugend: Udo Zimmermanns Kammeroper „Weiße Rose“ am Theater Regensburg

12.03.23 (Juan Martin Koch) -
In einer Zeit, in der Antisemitismus, Rassismus und rechtes Gedankengut in Wort und Tat wieder in beängstigender Weise um sich greifen, braucht es eigentlich keinen besonderen Anlass, um an die „Weiße Rose“, die Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus zu erinnern. Vor 80 Jahren wurden die Geschwister Scholl, Christoph Probst und weitere Mitglieder nach Prozessen vor dem „Volksgerichtshof“ hingerichtet. Ihrer gedachte das Theater Regensburg nun mit einer Produktion von Udo Zimmermanns Kammeroper „Weiße Rose“.

„Die Großherzogin von Gerolstein“ zum Weltfrauentag: Offenbach an der Oper Nürnberg

10.03.23 (Roland H. Dippel) -
Fünf Wochen nach der Premiere im Gärtnerplatztheater München mit Juan Carlos Falcon als „Großherzogin von Gerolstein“ gab es am Staatstheater Nürnberg schon die nächste. Diesmal straight statt queer in der Titelpartie: Andreas Kriegenburg beherrschte bei seinem Regiedebüt in der Oper Nürnberg mit den Solisten das echte Operetten-Metier vorzüglich. Das Geschehen war auf Zack, burlesk und erotisch. Die Staatsphilharmonie Nürnberg unter Lutz de Veer, Eleonore Marguerre (Großherzogin), Martin Platz (Fritz) und Sergei Nikolaev (Prinz Paul) hatten mit den anderen Solisten und dem Chor das Offenbach-Herz zur zweiten Vorstellung am Internationalen Frauentag genau am rechten Offenbach-Fleck.

Wie ein Mythos versinkt – Das Musical „Titanic“ am Theater Osnabrück

Da ist sie wieder in aller Munde: die „Titanic“! Frisch restauriert und in gestochen scharfer Bildauflösung ist der legendäre Film von James Cameron auf den Leinwänden zurück. Als er vor 25 Jahren in die Kinos kam, hielt sich der Streifen über lange Zeit in den Charts – und landete auf Platz 3 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten! Ein derartiger Erfolg blieb dem Titanic-Musical von Maury Yeston – ebenfalls 25 Jahre alt – versagt und wurde für die Produzenten ein Minusgeschäft.

Grand Opéra jenseits der „Carmen“: Georges Bizets „Ivan IV“ am Staatstheater Meiningen

06.03.23 (Juan Martin Koch) -
Neben Uraufführungen von leider meist nur eine Spielzeit an einem Haus überlebenden Auftragswerken sind es die Ausgrabungen vergessener Stücke, die etwas Abwechslung in die Opernspielpläne bringen. Wenn dann noch Georges Bizet draufsteht, ist das überregionale Interesse allemal geweckt. Mit der deutschen szenischen Erstaufführung der postum ergänzten fünfaktigen Fassung seiner Grand Opéra „Ivan IV“ hatte das Staatstheater Meiningen diesbezüglich schon mal einen ziemlichen Coup gelandet.

Ins Symbolische überführt – Wolfgang Rihms „Die Eroberung von Mexico“ am Staatstheater Mainz

06.03.23 (Andreas Hauff) -
Vor 504 Jahren brach der spanische Konquistador Eroberer Hernan Cortés von Kuba mit einer Flotten von 11 Schiffen und über 800 Mann Besatzung an die unbekannte mittelamerikanische Küste auf. Im Verlauf der Expedition wurden die Spanier vom aztekischen König Moctezuma II. in der Hauptstadt Tenochtitlán freundlich aufgenommen. Doch in den Folgemonaten wuchsen die Spannungen – auch innerhalb der aztekischen Bevölkerung. Es kam zu Kämpfen, zum Tod Moctezumas, zum Krieg der Azteken gegen die Spanier und deren einheimische Verbündete, zum Fall und zur Zerstörung von Tenochtitlán, zur Vernichtung des Aztekenreichs und zur Errichtung des Vizekönigreiches Neuspanien im Jahr 1535. Wolfgang Rihms 1992 in Hamburg uraufgeführte Oper „Die Eroberung von Mexico“ setzt diesen groben Rahmen voraus, hat aber mit den historischen Abläufen im einzelnen nichts zu tun. Am Staatstheater Mainz versteht und zelebriert man sie nun als eine Art szenische Meditation über unseren Begriff von „Eroberung“.

Eleganz, Video, Schönheit: Ambroise Thomas’ „Hamlet“-Oper in Liège

02.03.23 (Roland H. Dippel) -
In Deutschland hat es Ambroise Thomas’ Grand opéra „Hamlet“ nach Shakespeare schwer. Das könnte sich in der Renaissance des Genres derzeit bald ändern. Das 1863 begonnene und 1868 als letzte Produktion in der Pariser Opéra Le Peletier herausgekommene Werk ist neben Charles Gounods „Roméo et Juliette“ die bedeutendste französische Shakespeare-Oper des mittleren 19. Jahrhunderts. Die Opéra Royal de Wallonie-Liège zeigte eine Ko-Produktion mit der Opéra Comique Paris, dem Peking Musikfestival und dem Kroatischen Nationaltheater Zagreb. In Liège triumphierte eine kongeniale, ideale Besetzung mit Jodie Devos, Lionel Lhote, Nicolas Testé und Béatrice Uria-Monzon in den Hauptpartien. Guillaume Tourniaire dirigierte mit stilkundiger Eleganz, Cyril Teste inszenierte mit strukturierender Sinnfälligkeit.

Düsteres Regietheater zu rauschhafter Musik – Karol Szymanowskis „König Roger“ in Kiel

01.03.23 (Arndt Voß) -
Die Oper Kiel hat sich mit Karol Szymanowskis „König Roger“ eines Werkes angenommen (Premiere 25. Februar 2023), dessen Besonderheit schon darin liegt, dass es kaum gespielt wird. Das hat seine Gründe. Ein Theater muss in der Lage sein, die Außenseiter- und Ausnahmemusik des in der Ukraine geborenen Polen darstellen zu können, mehr noch muss es einen Regisseur finden, der die Handlung bühnenwirksam aufbereitet, die im Kern ein innerer Konflikt ist. Sie bietet keinen dramatischen Opernstoff, sie ist dagegen kontemplativ, wie für ein Oratorium gemacht, und ist nur insofern sinnlich geprägt, wenn sie eigentümliche mythische Welten zeichnet.
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